Samstag, 24. April 2010

Auf dem Weg nach San Pedro de Atacama

Nachdem mir die Zeit in Hostels dann doch etwas lang wurde, ist es Zeit für die nächste Radetappe. Gestartet bin ich vor drei Tagen in Salta und bin derzeit in Purmamarca. Den ersten Tag ging es die ruhige Ruta 9 entlang bis nach „El Carmen“. Schon auf der Busfahrt von Mendoza nach Salta hatte ich die atemberaubenden bewaldeten Berge in der Umgebung bewundert. Auf der Radtour bot sich mir dann eine der wunderbarsten Landschaften, die ich bisher gesehen habe. Die kleine Straße schlängelte sich durch dschungelartige Wälder und hinter jeder Ecke wartete ein neues Panorama. Das Wetter spielte nicht mit. Es regnete den kompletten Tag leicht und der Nebel versperrte teilweise den Ausblick. Allerdings verlieh der Nebel der Landschaft auch etwas besonderes. Etwas mysteriös, märchenhaftes. Auch am zweiten Tag hatte sich das Wetter kaum verbessert. Es war immer noch neblig, auch wenn der Regen abgenommen hatte. War ich am ersten Tag noch hochmotiviert und froh wieder auf dem Fahrrad zu sein, zerrte die Kälte und der Feuchte Nebeln nun an meinen Kräften. Die nun stetige Steigung tat das weitere dazu. Ich verfluchte sie zunächst und machte mir dann bewusst, dass sich das die nächsten 10-15 Tage kaum ändern wird. Auf etwa 1.800m Höhe passierte ich dann die Baumgrenze. Etwas betrübt war ich, als mir klar wurde, dass mir damit die Chance entgeht diese Landschaft mit etwas mehr Weitblick genießen zu können. Etwas weiter höher tauchte ich dann komplett in eine Wolke ein (auf 2.200m Höhe würde ich nicht mehr von Nebel sprechen), die mir jeglichen Ausblick nahm. Die Sichtweite betrug jetzt geschätzte 30m. Halbblind und ausgelaugt ging es das letzte Stück bergab bis nach Volca. Dort gerade rechtzeitig vor der Dunkelkeit angekommen, gönnte ich mir ein Bett anstatt mein Zelt irgendwo aufzubauen.

Am nächsten morgen erwarteten mich dann einige Veränderungen. Das erste was ich feststellte, war das meine Kamera offensichtlich dem Dauernebel erlegen ist. Ich hoffe nun, dass ein paar trockene Tage ihr wieder auf die Beine helfen werden. Im Moment funktioniert das Fotografieren nur sehr eingeschränkt und mit viel Glück. (Die meißten Bilder sind vollkommen überbelichtet). Den nächsten Unterschied, bemerkte ich als ich aus der Tür ging. Das Wetter war vollkommen umgeschlagen. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne knallte. Bevor ich wirklich losfuhr, wechselte ich von der, in den letzten beiden Tagen zur Gewohnheit gewordenen, langen, warmen Kleidung zur kurzer Hose und T-Shirt. Als ich dann die ersten hundert Meter mit gefahren war, stellte ich die dritte Veränderung fest. Die Landschaft hatte sich komplett gewandelt. Offenbar habe ich durch den dichten Nebel, auf dem letzten Stück diesen Übergang nicht mitbekommen. Die Berge, die vorher grün waren, waren nun braun und mit Kakteen bewachsen, die nicht selten größer als fünf Meter waren. Mit der Sonne kam auch der Wind wieder. Natürlich als Gegenwind. Genau wie die Steigung am Vortag verfluchte ich auch ihn zuerst und machte mir dann klar, dass ich mich besser an ihn gewöhne. Für diesen Tag hatte ich nur eine kurze Etappe von etwa 25km vor mir. Aber die knallende Sonne und der starke Wind, machten mir klar, dass ich meine Schätzung für die nächsten Teilstrecken wohl deutlich nach oben korrigieren musste. Kurz vor meinem Tagesziel „Purmamarca“ begnegte ich noch ein paar Chilenen. Diese machten gerade an einem Aussichtspunkt auf den „Berg der 7 Farben“ Rast.

Begeistert davon einem Radfahrer zu begegnen fragten sie mich über meine Reise aus und schenkten mir kalten(!) Orangensaft, frische Obst und Brot. Alles mit den Worten, dass das in Purmamarca so teuer sei. Scheinbar bedeutet Fahrradfahren für diese Leute, dass man nicht viel Geld hat. Wie dem auch sei ich nahm die Dinge dankbar an und kam kurz danach in Purmarca an. Hier werde ich jetzt meine Vorräte auffüllen und mir überlegen müssen, wie ich die nächsten Tage überwinde. Vor mir liegen geschätzte vier Tage  des stetigen Aufstiegs ohne jeglichen Ort und ohne Möglichkeiten Wasser oder Nahrung zu kaufen bis nach Susques. Ich werde die „Salinas Grande“ passieren und mich ragen, warum ich mir diese Tortur eigentlich antue. Danach geht es dann noch weiter nach oben und noch länger ohne Ortschaften über den Paso Jama nach Chile und bis nach San Pedro de Atacama.

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