Samstag, 17. März 2012

Radfahren und Wandern


Die Unterkunft im Turtle Beach Resort habe ich genutzt, um etwas auszuspannen und im Meer baden zu gehen. Außerdem gab es noch einen kleinen Bootsausflug. Dann ging es weiter nach Sur. Ich konnte mich erst spät vom gemütlichen Resort losreisen, bin dann aber zügig durchgefahren. Unterwegs begegnet mir noch ein Gruppe, offensichtlich ziemlich wohlhabender, Leute aus Abu Dhabi. Sie fahren eine ganze Weile neben mir her und sind interessiert an der Art zu Reisen. Bis sie schließlich Richtung Dubai weiterfahren. Jedoch nicht ohne mir vorher ihre Visitenkarte zu geben und mir zu versichern, dass ich sie, egal was ich brauche, egal wo ich bin, anrufen kann. In Sur komme ich bei Nick unter. Wir nutzen die Gelegenheit, um in einer Hotelbar noch etwas zu trinken. Das Omaner Nachtleben hält was es verspricht – nichts. In der laut Nick so ziemlich einzigen Bar in Sur, in der man Bier trinken kann, ist wenig los und keinerlei Stimmung.
Am nächsten morgen geht es dann weiter. Ab jetzt ist die nächste größere Stadt vor mir Muscat. Was, obwohl noch fast eine Woche Zeit ist, dafür sorgt, dass in mir das Gefühl aufkeimt, dass die Reise ihrem Ende zu geht. Ziel für diesen Tag war es nur 40km bis zum Wadi Shab zu fahren. Ich mache jedoch noch einen Abstecher ins Wadi Tiwi. Es geht ein paar Kilometer in die Berge hinein. Der Abstecher hat sich gelohnt. Die Straße ist die schönste, auf der ich bisher gefahren bin. Ich fahre durch kleine, malerische Dörfer, entlang von Palmen und umgeben von gigantischen Bergen. Allerdings ist es auch die schwierigste. Selbst auf Asphalt ist die Straße zum Teil so steil, dass ich schieben muss. Teilweise muss ich sogar meine Sandalen ausziehen, da ich sonst beim Schieben wegrutsche. Als die Straße aus dem Wadi rausführt, beschließe ich den Abstecher zu beenden und zurück in Richtung Wadi Shab zu fahren. Auch Wadi Shab ist ein landschaftliches Highlight. Über mehrere Becken erstreckt sich das Wasser, bis zu einer Grotte (in die man nur kommt, wenn man ca. vier Meter unter einem Felsen durchtaucht), in der sich ein Wasserfall ergießt. Zufrieden und erschöpft gehe ich an diesem Tag schlafen. Nach zwei eher faulen Tagen, habe ich mich an diesem Tag sowohl körperlich wieder gefordert, als auch schönste Natur erlebt.

Nick und ich bei der Verabschiedung in Sur


Die Mündung des Wadi Tiwis ins Meer

Ausflug ins Wadi Tiwi

Park in der Nähe von Dhabab



Die nächsten beiden Tage kämpfe ich mich gegen den Wind nach Muscat. Es geht teilweise eine wunderschöne Küstenstraße entlang. Auch in die Berge führt mich der Weg nochmals, so dass ich auch am Ende meiner Radtour noch einiges an landschaftlicher Abwechslung habe. Außerdem stoppe ich, auf Empfehlung von Erst, unterwegs in einem unscheinbaren Park. Dort verbirgt sich hinter einer Mauer eine ca. 20 Meter tiefes, mit Wasser gefülltes Loch. An den Wänden versuche ich meine Kletterkünste, was mich immer wieder ins Wasser fallen lässt (sonderlich weit komme ich nicht). In Muscat angekommen, kontaktiere ich den Scheich aus Dubai. Wie er es schon für Ernst getan hat, bringt er auch mich in einem Appartment unter, dass zu seiner Firma gehört. In Muscat merke ich schnell, dass mich an dieser Stadt wenig reizt und ich grübel, wie ich die restlichen Tage verbringen soll. Schließlich beschließe ich mich zu einer zweitägigen Wanderung. Ich rufe Mohammed an, um mir von ihm einen Rucksack zu leihen. Er selbst ist leider nicht da, aber seine Frau hilft mir weiter. So geht es schon am nächsten Tag wieder zurück Richtung Sur. Diesmal allerdings mit dem Bus. Ich kontaktiere Nick, der kurzentschlossen mitkommt. Am Abend komme ich bei ihm an und wir brechen am nächsten Morgen gemeinsam sehr früh auf. Bbis zum Wadi Tiwi trempen wir, von wo ein Wanderweg durch die Berge bis zum Wadi Bani Khalid führt. Am Beginn des Weges findet sich ein Schild, mit einer kurzen Beschreibung. 28km, 2000 Höhenmeter und 17 Stunden Wanderungen liegen demnach vor uns. Mit schwerem Gepäck (alleine 8 Liter Wasser pro Person), einem nicht passenden Rucksack, der schwer auf den Schultern liegt und ungeeigneten Schuhen geht es los. Direkt zu Beginn startet ein steiler Aufstieg. Auch zeigt sich schon früh, dass die Wegmarkierungen nicht immer so klar gesetzt sind, wie man es sich wünschen würde. Häufig müht man sich auf dem vermeintlich richtigen Weg ab, um dann irgendwann den tatsächlichen Weg wieder zu finden und fest zu stellen, dass es wesentlich einfacher gewesen wäre. Auch knallt die Sonne unerbärmlich und es fehlt, im Vergleich zum Radfahren, der kühlende Fahrtwind. Aber trotz all der Anstrengung und der widrigen Bedingungen macht mir das Wandern Spaß und bietet eine gelungene Abwechslung. Wir schaffen es am ersten Tag bis auf ein Hochplateau auf etwa 2.000m Höhe. Hier führt der Wanderweg für ein Stück entlang einer „Straße“. Dort finden wir einen Haufen von Mauersteinen. Spontan beschließen wir uns ein eigenes „Haus“ zu bauen. Während ich auf zwei Zimmer plus Küche und Bad bestehe, denkt Nick eher puristisch. Nick setzt sich durch und unser „Haus“ hat letztlich nur ein Esszimmer (mit zwei Stühlen), dass später zum Schlafzimmer umfunktioniert wird. Nachdem wir am ersten Tag den Großteil des Aufstieges überwunden haben, fängt der zweite Tag einfach an. Als es an den Abstieg geht, wird es dafür um so schwieriger. Lange geht es steil, auf schlechtem Gelände bergab. Mit meinen normalen Straßenschuhen rutsche ich häufig weg. Außerdem schlagen wir uns immer häufiger mit dem Problem rum, dass wir die Wegmarkierungen nicht finden. Das führt manchmal zu langen, kräftezehrenden Suchen nach dem richtigen Weg. Etwa 600 Höhenmeter vor dem Ziel sind meine Beine schon so erschöpft, dass die Muskeln anfangen zu zittern. Allerdings sind unsere Wasservorräte auch schon so zur Neige gegangen, dass eine längere Pause nicht in Frage kommt. Die letzten Stunden des Abstieges werden zur Qual. Jeder einzelne Schritt schmerzt und ich muss ständig aufpassen, dass ich nicht ernsthaft ausrutsche. Die Sonne trägt zusätzlich noch ihren Teil bei. Im Geiste male ich mir schon mehrere Notfallszenarien aus, in denen ich mir den Knöchel breche und Nick Hilfe holen muss. Als wir im Wadi Bani Khalid ankommen bin ich vollkommen überhitzt und meine Kräfte so am Ende, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. Doch als Belohnung gibt es ein kühlendes Bad im Wadi und anschließend ein ordentliches Essen. Nach angemessener Erholung machen wir uns auf den Heimweg. Ich nach Muscat und Nick nach Sur. Wir beide trempen und finden auch, wie im Oman gewohnt, schnell eine Mitfahrgelegenheit. In Muscat angekommen, merke ich dass mich die Sonne tatsächlich stark mit genommen hat. Kopfschmerzen kündigen einen ordentlichen Sonnenstich an. Dieser soll mich auch die Nacht über wachhalten und noch am nächsten Tag quälen. Trotz Sonnenstich, schaue ich mir am letzten Tag meines Urlaubs noch die Grande Mosque und den Markt in Muscat an. Danach mache ich mich an das organisieren der Heimreise, was sich als leichter als befürchtet herrausstellt. Die Firma des Scheichs organisieren mir ein paar Arbeiter, die sich darum kümmern mein Fahrrad einzupacken und einen Pick-Up, der mich mitsamt Fahrrad an den Flughafen bringt.

Bauen des Nachtquartiers

Stolze "Hausbesitzer"

Glückliche Ankunft im Wadi Bani Khalid


Donnerstag, 8. März 2012

Am Meer


In Nizwa haben wir uns noch gemeinsam den Ziegenmarkt angeschaut. Hier werden Kühe und Ziegen feil geboten, indem sie durch die Menge geführt und angepriesen werden. Danach ging es weiter, das erste Stück noch gemeinsam, dann bei Izki trennten sich unsere Wege. Für mich begann nun ein neuer Abschnitt, nach zwei Wochen gemeinsam mit meinem Bruder lagen weitere zwei Wochen ohne Gesellschaft vor mir. Ich nutzte die neue Flexibilität schon in der darauffolgenden Nacht. Ich war früh schlafen gegangen und wachte gegen drei Uhr Nachts auf. Da ich mich recht wach fühlte, die Landschaft auf dem Abschnitt nicht viel neues versprach und die Hitze tagsüber mittlerweile so groß ist, dass man kaum fahren kann, beschloss ich eine Nachtradtour zu machen. Ich brach also mitten in der Nacht auf und radelte unter schönem Sternenhimmel ein paar Stunden im Dunkeln. Noch vor Sonnenaufgang holte mich die Müdigkeit wieder ein und ich legte mich erneut kurz schlafen. Schließlich ging es weiter, das Ziel war über Qabil nach Bidiyah zu fahren. Dank der nächtlichen Zusatzkilometer, rückte Qabil, was eigentlich für den nächsten Tag geplant war, auch schon an diesem Tag erreichbar nah. Ein Wegweißer zeigte über eine Schotterpiste den Weg nach Qabil an, die Richtung machte mich stutzig, da sie nicht meiner Karte entsprach. Doch ich vertraute auf den Wegweiser und wurde auch bald bestätigt, da weitere Wegweißer nach Qabil mich leiten sollten. Die Schotterpiste erwieß sich zunehmend als schwierig, teilweise stark versandet und mit viel Wellblech kämpfte ich mich langsam voran. Es dauert ein paar Stunden, bis ich schließlich Qabil erreichte. Doch muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass es zwei Qabil gibt und ich zu dem falschen gefahren war. Mittlerweile ist fast dunkel und ich bin etwa so weit von Qabil entfernt, wie nach meinen nächtlichen Extrakilometern. Der Weg den ich jetzt nehmen müsste entspräch zu einem großen Teil dem, den ich bereits gefahren bin und so beschließe ich mich mitnehmen zu lassen. Die guten Erfahrungen die auch Ernst schon gemacht hat, wiederholen sich bei mir. Schnell werde ich von zwei Englischstudenten aufgesammelt. Sie wohnen in Ibra, ein Stück nördlich von Qabil und fast auf meiner Strecke. Letztlich bieten sie mir an bei ihnen zu übernachten, was ich gerne annehme. Ahmed, einer der beiden Studenten, macht Kunst aus Kamelknochen und ich habe die Ehre ihm dabei zuschuen zu dürfen. Die Nacht verbringe ich dann in der omanischen Studenten-WG, die nur aus einem Zimmer für 4 Personen besteht. Morgens werde ich noch zur Hauptstraße gebracht und dann geht es weiter Richtung Bidiyah.
Ziegenmarkt in Nizwa

Souk in Nizwa

Eine Kamellrennbahn

Ahmend macht Kunst aus Kamelknochen

Von dort habe ich geplant eine Jeeptour in die Wüste zu machen und eventuell eine Nacht in der Wüste zu schlafen. In Bidiyah angekommen, bekomme ich eine sms von Ernst. Er hat in Muscat den Dubaier Scheich kontaktiert und über ihn einen Guide für einen Wüstentrip organisiert. Das passt perfekt in meine Planung. Die beiden sammeln mich am nächsten Morgen auf und gemeinsam geht es in die Wüste. Wir erleben eine atemberaubende und ganz andere Landschaft. Riesige Dünen umgeben uns und wir erklimmen einige davon mit dem Jeep. Leider gehen die Akkus unserer beiden Kameras ausgerechnet jetzt zeitgleich leer, so dass wir nur wenige Fotos machen können. Der Guide fährt einige gekonnte Manöver im Sand, doch dann passiert es. Wir driften seitlich durch den Sand und stoßen dabei mit dem Hinterrad gegen hartes Wurzelwerk. Danach ein flappendes Geräusch vom Hinterrad: Der Reifen ist von der Felge gesprungen. Unglücklicherweise stellt sich zusätzlich heraus, dass das notwendige Werkzeug zum Reparieren nicht im Gepäck ist (was dem Guide offensichtlich peinlich ist). Per Handy wird ein anderer Jeep gerufen, der uns weiterhilft und so können wir den Schaden beheben. Nach einer aufregenden aber leider kurzen Tour durch die Wüste, fahren wir noch gemeinsam zum Wadi Bani Khalid. Ein touristisch sehr erschlossenes Wadi (=Oase). Einige internationale Touristen tummeln sich hier und sogar ein Retaurant gibt es. Hier verabschiede ich mich erneut von Ernst und bleibe für die Nacht. Nach etwa 2,5 Wochen neigt sich der erste Tag ohne Fahrradfahren dem Ende zu. Ich verspüre aber noch einen gewissen Bewegungsdrang und mache deswegen noch einen längeren Spaziergang in den ans Wadi angeschlossenen Canyon. Später, als ich zurückkommen bin, hat sich das Bild etwas geändert. Die Touristen sind abgezogen, dafür sind einige Einheimische aufgetaucht die grillen und Fußball spielen.




Am nächsten Tag nutze ich die Gelegenheit morgens nochmal schwimmen zu gehen bevor es los geht. Ohne besondere Ereignisse komme ich durch eine bekannte Landschaft an diesem Tag bis Al Kamil. Am nächsten Tag lautet das Ziel zum Meer zu kommen In einer Pause, hält ein Engländer („Nick“) an. Er ist selber Radfahrer und lebt zu Zeit in Oman ein. Er läd mich ein bei ihm unterzukommen, sobald ich in Sur bin. Etwas später stoße ich erneut auf Engländer. Ein englisches Päärchen, kommt mir auf dem Fahrrad entgegen. Wir tauschen uns etwas aus und sie warnen mich vor dem Wind der mich erwartet. Noch am selben Tag soll ich ihn zu spüren bekommen. Je näher ich der Küste komme, um so stärker wird der Wind, sandige Böen peitschen mir schmerzhaft ins Gesicht und ich kämpfe hart mit dem vorankommen. Ich zweifel schon daran, ob ich das Meer erreiche, doch die Motivation ist groß und so zwinge ich die letzte Kraft aus den Muskeln. Schließlich liegt es vor mir. Wellig vom Wind tut es sich auf, ich sitze da und starre auf die Wellen. Bevor ich mich in der Nähe des Strandes erschöpft schlafen lege.



Entlang wunderschöner Strände und durch ein paar kleinere Dörfer, allerdings gegen den Wind geht es am nächsten Tag. Abgesehen von der schönen Landschaft scheint erneut ein eher ereignisloser Tag zu Ende zu gehen. Doch als ich schon fast mit der Suche nach einem Nachtquartier anfangen will, treffe ich an einer Tankstelle auf einem Algerier (Mohammed), der eine Tourismusfirma im Oman hat. Er ist gemeinsam mit einem Deutsch-Franzosen unterwegs und die beiden laden mich auf eine Party ein. Das „Turtle Beach Resort“ ganz in der Nähe feiert Geburtstag und hat einige Leute aus dem Bereich Tourismus eingeladen.  Mohammed stellt mich als sein Fahrradguide vor und ich bekomme ein Zimmer gestellt. Nach einer langer Zeit gibt es hier wieder Musik, viele Menschen und Bier. Dazu ein super gutes Buffet und das alles direkt im Strand. Nachdem ich gerade angefangen habe mich etwas einsam zu fühlen, die perfekte Abwechslung. Zufällig treffe ich Nick wieder, der auch eingeladen ist, jedoch schon früh wieder verschwindet. Hier bin ich jetzt und werde erstmal die Zeit in der Sonne und das Meer genießen, bevor es weiter nach Sur geht.




Donnerstag, 1. März 2012

Höhen und Tiefen

Die Erholung in Ibri hat uns gut getan. Mit neuer Kraft, frisch motiviert und mit starkem Rückenwind starten wir in den nächsten Tag. Es geht Richtung Bat, zunächst müssen wir Richtung Norden und kommen gut voran. Doch als wir nach Osten abbiegen ändert sich auch der Wind und bläst uns von nun an von schräg vorne entgegen und hindert uns so maßgeblich am Vorwärtskommen. Als Ausgleich dafür hat sich nun die Landschaft geändert. Wir fahren durch trockene Berge, die teilweise um jede Ecke einen neuen, faszinierenden Ausblick bieten. Wir hoffen uns in Bat in einem Restaurant stärken zu können, müssen aber feststellen, dass der einzige „Coffee Shop“, den es dort gibt, leider geschlossen hat. Wir beschließen von unserer geplanten Route abzuweichen und anstatt der asphaltierten Straße, eine Schotterpiste weiter in Richtung Al Ayn (nicht zu verwechseln mit dem Al Ayn in den VAE) zu nehmen. Wir haben zunächst noch einige Probleme den richtigen Weg zu finden, freuen uns dann aber über die Abwechslung in Form von Schotter unter unseren Rädern. Wir haben Spaß die Piste entlang zu fahren und schaffen fast den kommpletten Schotterweg noch am selben Tag. Als das nächste Dorf und die asphaltierte Piste schon in Sichweite sind, beschließen wir zu campen. Wir finden unterschlupf in einem Unterstand für Jäger. Um uns herum liegen Patronenhülsen und leere Munitionschachteln. Geschützt von einer kleiner Mauer und einem Dach aus Palmwedeln, breiten wir uns aus. In einem unbeaufsichtigten Moment erfasst der Wind Ersts Isomatte, die plötzlich spurlos verschwunden zu sein scheint. Da der Boden zu kalt ist, um direkt darauf zu schlafen, starten wir trotz hereinbrechender Dunkelheit noch eine Suchaktion. Allerdings ohne Erfolg. Wir nutzen ein paar Palmwedel, um für Ernst eine halbwegs isolierende Unterlage zu schaffen. Sie ist zwar nicht bequem, bringt ihn aber ohne Erkältung durch die Nacht.



Da die Nacht recht windstill war, haben wir am nächsten Morgen Hoffnung die Matte doch noch zu finden und suchen in einem größeren Bereich aufs Neue. Jedoch ohne Erfolg. Gerade als wir aufgeben und beschließen zu frühstücken, ertönt von Ernst ein „da liegt sie“ und tatsächlich, ganz in der Nähe unserer Lagers, hat sie sich in einem kleinen Graben versteckt. Uns bleibt also das Suchen nach einer Alternative erspart. Weiter geht es Richtung Wadi Damm (aka Wadi Dumm/Wadi Dhum/Wadi Dham). Bei Al Ayn, machen wir noch einen Zwischenstopp, um das touristsiche Ziel der ehemaligen Bienenstücke zu bewundern. Hier stehen mehrere alte, große „Steiniglus“, die früher zur Bienenzucht verwendet wurden. Schließlich erreichen wir das Wadi und sind begeistert. Nach all der Trockenheit bietet sich uns eine Oase, die sich in mehrere Kaskaden und Becken ergießt. Sogar kleine Fische schwimmen darinnen. Wir  nutzen die Gelegenheit für eine ausführliche Mittagspause einschließlich schwimmen und sonnen. Das Dorf Baroot, welches bei dem Wadi liegt, spiegelt den Wohlstand des Landes wieder. Ist uns in anderen Bergdörfern schon aufgefallen, dass es viele Prunkbauten und große Moscheen gibt, so ist das hier besonders extrem. Es gibt nur wenige Häuser, aber alle davon sind reichlich verziehrt. Und den paar Einwohnern, reicht offensichtlich nicht die vorhandene Moschee, sondern es ist eine weitere, größere, schönere im Bau.
Ehemalige Bienenzucht bei Al Ayn










Leicht schweren Herzens schwingen wir uns wieder auf die Fahrräder. Nach der Karte der Schweizer, soll es von hier aus direkt eine Route zum Jabal Shams geben. Die Einheimischen behaupten aber das Gegenteil und so beschließen wir, die urspürngliche geplante Route in Richtung Sint zu nehmen. Dort soll es auch ein Restaurant geben und wir freuen uns auf ein weiteres Mal Hänhnchen mit Reis. Nur 10km sind es bis Sint, was wir nicht wissen ist, dass wir auf dem Weg einige hundert Höhenmeter passieren müssen. Überraschend kommen wir an unseren ersten richtig steilen und langen Aufstieg. Mühsam arbeiten wir uns Meter um Meter nach oben, um dann stolz und froh die Abfahrt in Richtung in Sint zu genießen. Früher als gedacht, bereits vor Sint, kommt die Abzweigung auf den Schotterweg richtung Jabal Shams. Sint liegt weiter im Tal. Das heißt für unser Mittagessen müssten wir uns später erneut den Berg raufquälen. Wir beschließen also erneut auf ein anständiges Mittagessen zu verzichten, ernähren uns von Brot mit Käse und fahren los auf die Schotterpiste. Hier gibt es immer wieder kurze, sehr steile Abschnitte. Während meine breiten Reifen dem Sand und Geröll trotzen, bleibt Ernst, mit seinen schmalen Reifen, an diesen Stellen zum Teil keine andere Wahl als zu schieben. Das kostet Kraft und schlägt auf die Stimmung. Wir schaffen es noch bis in ein kleines Dorf. Hier gibt es leider keinen der Englisch spricht. Dennoch können wir es uns halbwegs  verständigen. Die Einheimischen sind beigestert von uns Radfahrern, insbesondere die Kinder haben großen Spaß an uns. Sie versuchen sich im Fahrradfahren, was kläglich scheitert. Auch die Erwachsenen, können scheinbar nicht fahrradfahren, haben aber Spaß daran es zu probieren. Uns wird Tee und Kaffe, frische Datteln, von der eigenen Dattelplantage sowie ein Platz zum Schlafen im Gemeinschaftsgebäude angeboten, was wir gerne annehmen.






Am nächsten morgen finden sich dann doch noch einige taugliche Radfahrer, die mit Vergnügen ein paar Runden mit unseren Rädern drehen. Mit etwas Verzögerung brechen wir dann auf, in einen Tag an dem uns klar wird, dass die Anstrengungen des Vortages nur ein Vorgeschmack waren. Unser Ziel ist der Jabal Shams und damit höchster Punkt unserer Reise (dieser „Abstecher“ ist in der aktuellen Routenplanung nicht zu sehen). Zunächst geht es den Rest der Schotterpiste entlang, erst noch eine Weile aufwärts und dann eine schnelle und holprige Abfahrt runter. Hier gibt es erste Verluste. Ernst  bricht bei der holprigen Piste sein Vorderlicht ab. Danach beginnt der Aufstieg. Etwa 1.500 Höhenmeter liegen vor uns. An einer Mosche versorgen wir uns nochmal mit Wasser. Die Straße nach oben ist zwar zunächst asphaltiert aber extrem Steil. Die Schilder zeigen einen senkrechten Aufstieg an und so fühlt es sich auch an. Zudem scheint die Sonne wieder unerbitterlich und es ist weit und breit kein Schatten in Sicht. Häufig ist die Strecke so steil, dass nur noch ein Schieben möglich ist. Gegen 13 Uhr beschließen wir an einer Abzweigung Mittagspause zu machen. Hinter einem Müllcontainer, dem einzigen Schatten, der zu finden war, kochen wir uns einen Nudel-Snack und stärken die schwachen Glieder.Etwa zwei Stunden später geht es weiter. Uns wird klar, dass wir es nicht schaffen werden, den Aufstieg an einem Tag zu bewältigen. Es sind nur noch ein paar Stunden, bis es dunkel wird und wir haben noch ein gutes Stück vor uns. Zudem erhöht sich der Anspruch noch weiter, da ein Stück nach der Mittagspause der Asphalt aufhört und erneut eine Schotterpiste anfängt. Nachdem ich auf dem Asphalt weit hinter Ernst geblieben bin, bleibt er nun zurück. Auch mir raubr die Piste zwar die letzte Kraft, aber sie macht auch Spaß, während bei Ernst die Motivation zunehmend sinkt.Und nur durch Bananen wiederhergestellt werden kann. Bei Einbruch der Dunkelheit, wandelt sich die Pist erneut. Wir haben jetzt wieder Asphalt unter den Füßen. Während wir die Schotterpiste nicht bei Dunkelheit fahren wollten, beschließen wir nun doch das Ziel noch heute zu erreichen. Es sind nur noch wenige Kilometer anstrengender Aufstieg, dann haben wir das Camp, wo wir übernachten wollen erreicht. Hier gibt es eine Dusche und ausgiebieges Abendessen. Wir sind stolz und froh diesen Aufstieg gemeistert zu haben. Wie wir später ausrechnen, lag die durschnittliche Steigung bei knapp 7%. Dazu gehören aber auch flache Strecken und kurze Abfahrten.



Der nächste Tag ist als ein entspannter Tag geplant, wir wollen uns die Canyons anschauen, und dann die am Vortag hart erkämpften Höhenmeter wieder runtersausen. Doch fangen die Probleme schon früh an. Beim Besuch einer der Aussichtspunkte bemerke ich am Vormittag, dass die Linse meiner Kamera durch die Schotterpisten stark zerkratzt ist. Alle Bilder haben jetzt einen unschönen Fleck, was meine Laune nicht gerade steigen lässt. Wir schauen uns dennoch die Aussichten an und stüzren uns dann, wie geplant, dem Tal entgegen. Was uns noch vor wenigen Stunden die letzte Kraft aus den Muskeln gezogen hat, fliegt jetzt in Höchstgeschwindigkeiten um die 60km/h an uns vorbei. Doch dann passiert es, Ernsts Bremsen versagen. Während eine der beiden Bremsen schon länger ein Problem hatte, hält die zweite der Dauerbelastung nicht stand. Er rettet sich, indem er mit voller Wucht gegen den Bordstein am Straßenrand fährt. Glücklicherweise hatte er kurz zuvor angehalten, so dass seine Geschwindigkeit nicht so hoch war. Dennoch gibt es Schäden an Mensch und Material, auch wenn sie überschaubar sind. Ernst ist glücklich mit ein paar kleinen Macken davongekommen, das Fahrrad hat einen Platten, eine angeschlagene Felge und vor allem zwei defekte Bremsen. Die hydraulischen Bremsen, können wir ohne Spezialwerkzeug nicht selber flicken. Für Ernst bleibt an diesem Tag also nur noch das Trempen per Jeep. Geplant war am Wadi Ghul Mittagspause zu machen und dann weiter nach Al Hamra zu fahren. Wir verabreden uns also an der Einfahrt zum Wadi Guhl. Ernst fährt mit dem Jeep und ich mit dem Fahrrad. Schnell wird Ernst mitgenommen und überholt mich. Das Problem ist, dass das Wadi Guhl, wie wir vorher nicht wussten, nicht ein Ort ist sondern eine ganze Gegend. Es gibt also nicht „die Einfahrt“ zum Wadi Guhl sondern etliche. Ich fahre mehrmals die etwa 8km lange Strecke ab und finde Ernst aber nicht. Ich beschließe also nach Al Hamra weiter zu fahren und zu versuchen Ernst zu erreichen. Nach einigen Problemen schaffe ich es am Abend. Sein Fahrer hat auch nicht verstanden, wo der Eingang zu Wadi Guhl sein soll und ihn deswegen direkt nach Al Hamra zur Fahrradwerkstatt gebracht. Überrascht stelle ich also fest, dass wir uns nicht nur ganz in der Nähe von einander befinden sondern Ernsts Fahrrad auch schon wieder fahrbereit ist.



Am nächsten Tag besichtigen wir von Al Hamra aus, die „Hoota Caves“ eine Tropfsteinhöhle zwischen Al Hamra und Nizwa. Danach geht es weiter Richtung Nizwa. Bei der ersten Abfahrt, versagt Ernsts neuen Billigbremse. Wieder hat er Glück und es passiert nichts weiter. Doch wieder endet der Fahrradtag für ihn an diesem Punkt. Er trempt also ein weiteres mal und wir treffen uns in Nizwa. Ernst hat erneut eine reparierte Bremse. Aber wieder ist sie von eher schlechter Qualität und er ist noch unsicher, ob er sich mit ihr auf die Straße wagen soll. Hier in Nizwa, werden sich vermutlich unsere Wege trennen. Während Ernst Nach Muscat weiterfährt, um von dort heimzufliegen, werde ich noch einen Umweg nach Osten bis zur Küste fahren, um mich dann auf den Heimweg zu machen.