Sonntag, 18. Juli 2010

Nur ein kurzes Lebenszeichen :-)

Nachdem es nun schon mehrfach (berechtigte) Beschwerden gab, nun nur ein ganz kurzer Eintrag.

Ich bin ab Lima ca. drei Wochen gemeinsam mit Caro durch Peru gereist. Im Vergleich zu meinem gewohnten Reisetempo haben wir die Hot-Spots von Peru in Windeseile abgeklappert und es blieb keine Zeit zum Blogschreiben. Diese drei Wochen werden vermutlich auch nie ihren Weg in den Blog finden. Es ist mittlerweile alles schon wieder zu weit weg, als das man das noch schön hier reinpacken kann.

Danach ging es dann nach Huaraz. In den Bergen gelegen habe ich die schöne Aussicht genutzt, um mal eine längere Pause zu machen und mir ein paar Gedanken über meine Zukunft in und außerhalb Südamerikas zu machen. Aber auch das gehört nicht wirklich in einen Reiseblog.

Aller Vorrausicht nach, geht es dann morgen weiter. Mit dem Fahrrad von Huaraz Richtung Amazonas. Wobei ich vermutlich Teilstrecken trempenderweise oder mit dem Bus überbrücken werden. Jenachdem, wie die Lust so ist.

Dienstag, 8. Juni 2010

La Paz und drumherum

In Uyuni bin ich zum Ersten mal das bolivianische Leben richtig genossen. Das Land und die Leute unterscheiden sich enorm von den beiden bisher besuchten Ländern Chile und Argentinien. Während Letztere doch noch in großen Teilen an Europa erinnern merkt man hier, dass man tausende Kilometer von daheim entfernt ist. Der großteil der Bevölkerung, sieht sehr ethnisch, andin aus. Kleingewachsen, dunkelhäutig und faltig. Gerade die Frauen kleiden sich auch häufig noch in tradiotioneller Bunter Kleidung und Hüte liegen bei den Frauen voll im Trend. Mein Hauptbeschäftigung in Uyuni war ganz klar das Essen. Auf den Straßen gibt es viele kleine Essensstände, wo man die unterschiedlichsten bekannten und unbekannten Kleinigkeiten zufahren günstigsten Preisen kaufen kann. Ich konnte Stunde damit verbringen durch die Straßen zu laufen, das Treiben zu beobachten und mir immer wieder für 0,10 - 0,50 € eine Kleinigkeit zum Essen zu kaufen. Nach ein paar Tagen in Uyuni ging es dann per Bus nach La Paz. Die Hauptstadt von Bolivien wirkt bei der Ankunft extrem beeindruckend. Ehemals in einem Talkessel gelegen ist sie über die Jahre über dessen Grenzen hinausgewachsen. So sind die steilen Hänge dicht mit Häusern besiedelt und beim Fahren oder Laufen durch die Stadt hat man immer wieder große Steigungen zu überwinden. Das Zentrum der Stadt ist vor allem als chaotischste zu bezeichnen. Das Verkehrschaos wird beherrscht von öffentlichen Minibussen, bei denen immer jemand aus dem geöffneten Fenster oder der offenen Schiebetür die Fahrtziele herausschreit. Zu dem chaotischen Verkehr kommt also noch ein großes Stimmgewirr.

Mein erster Anlaufpunkt in La Paz war das „Casa de Ciclista“, welches sich im Chuquiago Café befand. Solche Casas de Cilcistas gibt es in mehreren Orten in Südamerika, bisher haben sie aber noch nicht meinen Weg gekreutz oder ich wusste nicht von ihrer Existenz. Im wesentlichen sind es Privatpersonen, die Tourenradlern eine Herberge und eine warme Dusche bieten. Hier Traf ich auf Christian und Luisa. Sie haben das Café und das Casa de Ciclista vor etwa einem Jahr ins leben gerufen. Christian hat etwa 10 Jahre in Deutschland gelebt und Physik studiert. Da ich von Anfang an beschlossen hatte etewas mehr Zeit in La Paz zu verbringen, quartierte ich mich nicht im Café ein, sondern suchte mir ein Hostal. In den nächsten Tagen verbrachte ich viel Zeit im Café und in der Gegend drumherum. Das Café stellte sich als ein zentraler Treffpunkt für Tourenradler aus aller Welt heraus. Während meines gesamten Aufenthalt in La Paz, trafen außer mir insgesamt 13 Radler aus 8 verschiedenen Ländern dort ein (die sich aber nie alle gelichzeitig dort aufhielten). Neben einem regen Austausch über die Erfahrungen auf dem Rad wurde auch das Nachtleben von La Paz gemeinsam ausgekostet.
Von links nach rechts: Falko (Deutschland), Juan (Spanien), Ich, Cristian (Bolivien), Christian (Schweiz)

Das, das fettige und sicher nicht ganz so hygensiche Essen auf der Straße sowie der unglaubliche Smog in dieser Stadt (Zitat Mama „Bei einer so hohen geographischen Lage wirkt sich eine Luftverpestung natürlich viel stärker aus. Da der Sauerstoffpartialdruck deutlich niedriger ist merkt man die C02- Belastung atemtechnich viel stärker.“) machten meiner Gesundheit zu schaffen. Einen Tag lag ich vollkommen flach und die mehrere Tage kämpfte ich mit Erschöpfung und Magenbeschwerden. Denoch versuchte ich von La Paz einiges aufzunehmen. Ich besuchte ein paar Museen, von denen mich das Musikmuseum am meißten begeisterte, insgesamt aber keines wirklich vom Hocker riss. Machte den ein oder anderen Rundgang durch die Stadt und besuchte den großen Markt auf „El Alto“. Hier gibt es unter anderem Essen, LKWs, Tiere (tot oder lebendig), Taschenlampen, Kücheneinrichtungen oder Klamotten zu kaufen. Kurz gesagt alles was ein Bolivianer braucht oder nicht braucht. Außerdem hatte ich die Gelegenheit einem lokalen Arzt bei der Arbeit zu zu sehen. Ein geschwollener Fuß musste behandelt werden. Die Medizin: Zwei (noch) lebende Eidechsen. Routiniert schnitt der Arzt erst der ersten, dann der zweiten mit einer stumpfen Nagelschere den Kopf ab. Das Blut am Hals wurde verwendet um die geschwollene Stelle einzureiben. Danach wurden die beiden Eidechsen fachgerecht ausgenommen und ihnen die Schwänze abgeschnitten. Die leere Hülle der Eidechsen wurde zusätzlich auf den dicken Fuß gelegt. Anschließend wurde das ganze mit Klopapier und einer Mullbinde bandagiert. Außerdem hatte ich das Glück zu einem der größten Feste in La Paz zu sein. Das "Grande Poder" ist eine Karnevalähnlicher Umzug bei denen etliche (irgendwo habe ich die Zahl 40.000 aufgeschnappt) in Kostüme gekleidete Tänzer durch die Stadt ziehen.

Nach knapp zwei Wochen in La Paz fällte ich dann die Entscheidung für ein paar Tage in eine Gegend mit angenehmerer Luft zu müssen. Mit dem Fahrrad ging es die Jungasstraße runter. Sie ist für ihre gefährlichkeit auch als sogenannte „Death Road“ bekannt und ein beliebtes Ziel für Touristen, die ebenfalls mit dem Fahrrad dort runterfahren, um sich im Anschlus mit T-Shirts als „Death-Road-Survivor“ auszugeben. Mich reizte weniger die Gefährlichkeit als die atemeberaubende Landschaft und die Möglichkeit bei einer Abfahrt von 4.600m auf 1.100m mehrere Klimazonen zu durchfahren. Von einem leeren LKW ließ ich mich von La Paz aus auf den Höchsten Punkt bringen und startete von da die Tour. Meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Es war faszinierend wie sich während der Abfahrt die Landschaft nach und nach änderte. Von der trockenen und toten Landschaft um La Paz erreichte man nach einigen hundert Höhenmetern abwärts die erste Vegetation in Form von Büschen und gräsern. Weiter unten wurden dann die Büsche mehr und mehr zu Bäumen, das Gras grüner, später wurde aus Gras Farn aus Bäumen Bananenstauden und man befand sich im subtropischen Regenwald. Neben einem fiel die Straße häufig mehrere hundert Meter fast senkrecht ab.
Zwei unterwegs kennengelernte, bolivianische Weggefährten auf der Jungasstraße

Vom tiefsten Punkt ging es dann per Taxi wieder hoch nach Coroico. Eine kleine Stadt auf 1.700m mitten im Dschungel. Hier sind viele Ausländern „hängen geblieben“ und haben ein Hotel oder ein Restaurant gegründet. Für umgerechnet 5,- € stieg ich in einem Hotel ab, was mir nebst einem wunderbaren Ausblick auf die umgebenden bewaldeten Berge einen großen Garten und einen Pool und ein (extra zu bezahlendes ) Frühstücksbuffet bot.
Ausblick vom Hotel
"Städtische Müllverbrennung" von Coroico

Ich war nun in einer anderen Welt. Anstatt Autohupen hörte man Vogelzwitschern, anstatt Smog roch man Blumen, anstatt Hektik gab es Entspannung. Ich genoss es mich etwas ausruhen zu können. Verbrachte einen Tag quasi komplett im Hotelgarten und relaxte. Am nächsten Tag brach ich gemeinsam mit einer im Hotel kennengelernten Gruppe aus 4 Amerikanern und einer Holländerin zu einer Wanderung auf. Es ging runter ins Tal zu einem Flußlauf und einem Wasserfall und anschließend mit dem Taxi zurück in die Stadt.

Abends traf ich dann die bereits in La Paz kennengelernte Schwester von Christian (Valentina) sowie einige ihrer Brüder. Gemeinsam erforshten wir das praktisch nicht vorhandene Nachtleben von Coroico. Am nächsten Tag ging es dann spontan mit der Holländerin nach „Senda Verde“ (ich mit dem Fahrrad sie mit dem Taxi). Senda Verde ist eine Tierrefugio. Hier werden Tiere aufgenommen, die von ihren ursrprünglichen Besitzern mißhandelt wurden oder auf dem Schwarzmarkt zum Handel standen. Enstprechend wimmelt es hauptsächlich von Papageien und Affen, die alle mehr oder weniger zutraulich sind. Außerdem gibt es ein paar Hunde, zwei Boas, einen Bär und eine Raubkatze, die ich nicht zu Gesicht bekam sowie entliche andere Tiere. Außerdem jede Menge Freiwillige, die dort bei der Arbeit mit den Tieren aushalfen. Spontan beschlossen wir eine Nacht in dort zu übernachten. Die Zeit vor Ort verbrachte ich dann hauptsächlich mit Lesen und dem beobachten der Tiere. Das Lesen wurde jedoch häufig gestört von Affen, die an einem hochkletterten oder Papageien, die an den Hosenbeinen knapperten.

Schließlich ging es dann am nächsten Nachmittag zurück nach La Paz. Die nächste Nacht schlief ich dann im Café und brach gestern früh mit dem Bus nach Lima (Peru) auf. In dem ich nach mittlerweile 24h immer noch sitze. Hier kriege ich Besuch aus Deutschland. Caro, eine Freundin aus Hamburg, kommt für ein paar Wochen, um gemeinsam mit mir Peru zu besuchen.

Dienstag, 18. Mai 2010

Nette Leute, nette Landschaft, nette Radtour

Nach der Anstrengung über den Paso Jama ruhte ich mich einige Tage in San Pedro aus. Ging Sandboarden und genoss das schöne Wetter. Außerdem lernte ich Christian und Falko kennen. Zwei andere Radler, die vorhatten nach Uyuni zu fahren. Die Tour die ich ursprünglich auch geplant hatte, aber wegen der Erfahrung mit der Höhe doch abgeblasen hatte. Falko gab mir allerdings den Tipp, dass ich mit dem Jeep das erste Stück und damit die höchsten Berge überspringen könne und ab da weiterfahren. Klang gut und ich sammelte entsprechende Informationen. Falko selbst kehrte nach dem Aufstieg zur bolivianischen Grenze auch wieder zurück nach San Pedro. Auch er hatte Probleme mit der Höhe bekommen und beschloss sich mir anzuschließen.
Im Jeep ging es zur Laguna Colorado. Anstatt der versprochenen Tour mit Sightseeing, Frühstück und Mittagessen, gab es allerdings nichts anderes als einen Transport zur Laguna Colorado. Die Lagune selbst liegt auf etwa 4.300m Höhe (so langsam beginne ich mich an diese Höhen zu gewöhnen). Es wimmelt von Flamingos und anderen Wasservögeln, die sich von relativ nah betrachten lassen.
Flamingos an der Laguna Colorado

Hier warteten Falko und ich auf die Ankunft von Christian, der uns gegen Abend erreichte. Am morgen ging es dann los. Die Lagunenroute ist für zweierlei Dinge bekannt. Die schöne Landschaft und die schlechte Piste. Was mich hier die nächsten Tage erwartet war was Sand und Steine betrifft sicherlich das Übelste, was mir bisher begegnet war. Trotzdem machte mir die Fahrt großen Spaß. Die Piste war häufig uneben wie Wellblech und/oder wüstenartig versandet. Überall durchzogen Jeepspuren die Landschaft. Eine wirkliche Straße war häufig nicht zu erkennen. Teilweise verliefen Spuren über mehrere hundert Meter Breite parallel zueinander und man verbrachte viel Zeit und Kraft damit in den etlichen Spuren den vermeintlich besten Weg zu finden. Eine ständige Suche nach einem halbwegs ebenen und festen Weg. In der Regel blieben aber nur Kompromisse oder ein geholper das Mensch und Material ordentlich durchschüttelt. Am ersten Tag ging es einen flachen Aufstieg herauf. Mir war nicht klar gewesen, dass es doch nochmal auf etwa 4.660m hochging. Allerdings hielten sich dieses Mal die Kopfschmerzen in Grenzen. Nachdem wir uns die letzten 2 Stunden durch extrem sandige Pisten gequält hatten übernachteten wir relativ kurz vor dem höchsten Punkt in einem Hotel auf 4.500m Höhe. Wie gewöhnlich auf dieser Höhe schliefen wir alle schlecht. Am nächsten Morgen ging es dann weiter. Über den Pass und langsam bergab. Der höchste und Punkt und damit die Stelle, vor der mir dann doch noch Bange war, war überwunden. Danach wurden wir mit einem der beiden Highlights dieser Route belohnt. Wir passierten etliche Lagunen, eine schöne als die andere. Erneut sahen wir Flamingos die sich an den salzigen Seen tümmelten und nutzten eine der śchönen Lagunen für unsere Mittagspause. Um es am nächsten Tag bis nach San Juan zu schaffen, passierten wir das nächste Hostal auf unserem Weg und campten einige Kilometer weiter. Zum Abendessen gab es wie immer Nudeln. Am nächsten Tag standen uns dann etwa 87km bis San Juan bevor. Eigentlich kaum vorstellbar, waren wir die letzten Tage doch wegen der schelchten Pisten immer nur etwa 50km vorangekommen. Doch mehrere Berichte im Internet sprachen davon diese Strecke in einem Tag geschafft zu haben. Also waren wir gespannt, was der Tag bringt. Die ersten 15km ging es eine extrem steinige und technisch anspruchsvolle Piste entlang. Hier brauchten wir bereits 2-3h Zeit, was das Ziel San Juan utopisch zu erscheinen ließ. Dann plötzlich sahen wir in ca. einem Kilometer Entfernung einen Bus passieren. Nachdem die ganze Zeit über die einzigen Fahrzeuge geländegängige Jeeps waren doch eine Überraschung. Wir erreichten eine Straße, die zwar bei weitem dem Begriff „Straße“ nicht gerecht wurde, aber nach den vergangenen Pisten eine wahre Wohltat.


Ein Hase mit Schwanz?


Das erste mal seit Tagen konnte ich vorne auf das größte Ritzel schalten. Nach einer Weile beschlossen Christian und Falko eine Mittagspause zu machen. Mir war es zu früh dafür und ich radelte alleine etwas weiter. Es folgte eine Abfahrt auf etwa 3.700m Höhe. Ich genoss die halbwegs befahrbare Piste bergab zu düsen. Nach einiger Zeit wunderte ich mich, dass die Militärstation „Chiguana“ wesentlich früher vor mir auftachte als erwartet. Als ich noch Näher kam wunderte ich mich noch mehr, dass die Militärstation tatsächlich ein halbverlassener Güterbahnhof und ein Grenzposten war. Ein kurzer Kontrollblick auf das GPS: knapp 25km bergab in die falsche Richtung. Ich fluchte. Befürchtete schon mich wieder bergauf auf zur Abzweigung, die ich verpasst hatte Quälen zu müssen. Ich unterhielt mich eine Weile mit den Grenzern und schließlich kam raus, dass es einen anderen Weg nach Chiguana gab. Entlang der Bahnlinie für ich auf einer harten Salzpiste bis zur Militärstation. Verwundert erfuhr ich dort, dass Christian und Falko noch nicht da waren (Die Militärstation war für uns ein wichtiger, eingeplanter Wasserversorgungspunkt). Ich ging davon aus, dass sie sich sicher waren San Juan noch am selben Tag zu erreichen und deswegen   ohne nach Wasser zu fragen durchgefahren waren. Da sie damit rechnen mussten, dass ich vor ihnen bin wollte ich nun gleichsam versuchen trotz des Umweges noch am selben Tag nach San Juan zu kommen. Ich hatte noch gut 30km guter Piste vor mir. Allerdings waren meine Beine müde von der langen zurückgelegten Strecke und in ca. 2h würde es dunkel und kalt werden. Ein Wettlauf gegen die Sonne begann. Ich düste flott über die Salzpiste. Allerdings war nach einiger Zeit klar, dass ich es in diesem Tempo nicht schaffen würde. Ich schaute immer wieder besorgt zu der sich langsam dem Horizont nähernden Sonne. Zwar war die Piste gut, jedoch zu unberechenbar, als das ich sie im Dunkeln hätte fahren wollen. Gegen 18 Uhr sollte angeblich der Wind auffrischen. Ich beschloss weiterzufahren und abzuwarten, was der Wind bringen würde. Würde er mich unterstützen oder sich als Gegner im Kampf gegen die Uhr herrausstellen? Es stimmte und um 18 Uhr bekam ich mit dem Rückenwind neuen Schub und neue Motivation. Während ich mit einem Auge den schönen Sonnenuntergang beobachtet schöpfte ich wieder Hoffnung San Juan im Hellen zu erreichen. Vor mir tauchte ein abgestellter Jeep auf. Als ich erkannte, dass er nicht einfach nur abgestellt war sondern in matschig-salzigen Boden feststeckte, fuhr ich auch schon in den Weichen Untergrund. Ruckartig wurde meine rasante Fahrt abgebremst und ich hatte Mühe nicht vom Rad zu fallen. Ich verlor kostbare Zeit das Rad schiebend die 300m durch den aufgeweichten Boden zu transportieren. Danach wurde die Piste wieder besser und ich war sicher San Juan noch erreichen zu können. Auf den letzten Kilometern wendete sich aber wieder das Blatt. Die Piste wurde erneut zu sandigem Wellblech. Der Kampf war verloren. Allerding war ich zu nah, um endgpltig aufzugeben. Im fast Dunklen fuhr ich im Schneckentempo weiter. Die Dunkelheit nahm mir die Möglichkeit eine gute Route über den holperigen Weg zu finden und ich wurde ordentlich durchgeschüttelt. Müde und erschöpft erreichte ich dan San Juan. Anstatt nach Christian und Falko Ausschau zu halten, kehrte ich im erstbesten Hostal ein, aß zu abend und schlief nach einer warmen Dusche ein. Am nächsten Tag hielt ich erfolglos Ausschau nach Christian und Falko. Schließlich kamen sie gegen Mittag mit den Rädern in San Juan an. Sie hatten die Militärstation nur wenige Minuten nach mir erreicht und beschlossen da zu übernachten. Sie wollten einen weiteren Tag Pause machen ich hingegen hatte schon einen Tag in San Juan gewartet und fuhr nach einer weiteren Nacht dort morgens alleine weiter. Es war windig aber die Straße war gut. Gegen 13 Uhr erreichte ich den Beginn des „Salar de Uyuni“. Der größte Salzsee der Welt und das eigentliche Ziel dieser Tour. Hier stand mir eine Entscheidung bevor. 13 Uhr war zu früh, um den Tag zu beenden. Jedoch müsste ich andernfalls die knapp 45km über den Salar bei heftigen Gegenwind radeln. Ich beschloss mich für letzteres. So ging es in den Salar. Ein einmaliges Landschaftserlebniss, was letztlich drei Tage andauern sollte begann. Der Salzsee ist vollkommen weiß und eben. Er erinnert an eine flache Schneelandschaft. Auch das Knirschen des Salzes unter den Rädern erinnert häufig an das knirschen von Schnee unter den Füßen. Hier gab es keine Straße mehr querfeldein über den harten Salzsee. Doch immer noch schneller als jede Schotterpiste, beinahe besser als Asphalt. Vor mir lag der Horizont in Wolken. Kein Ziel war erkennbar. Ich folgte dem Peilungspfeil auf dem GPS der mir versprach mich zu meinem Ziel, der Insel „Incahuasi“ auf dem Salar zu führen. Ich fuhr und fuhr, nichts veränderte sich. Das einzige was einem das Gefühl gab, dass man vorankam war die quälend langsam voranschreitende Kilometeranzeige auf dem GPS. Ein Blick zurück, erstaunen wie weit das andere „Ufer“ vom Salar bereits entfernt war. Es war wie beim Schwimmen, wenn man denkt nicht voranzukommen und dann zurück schaut und erstaunt festellt, wie weit man schon ist. Schließlich verschwamm auch das rückwärtige Ufer mit dem Horizont und ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu fahren. Nichts kam näher nichts verschwand hinter einem. Die Sonne war hinter den Wolken nicht sichtbar und so schien auch keine Zeit zu vergehen. Allerdings wusste ich wie weit es war und gegen den Wind kam ich schlecht voran und ermüdete rasch. Als der Himmel sich dann rot zu färben begann beschloss ich gegen bessere Überzeugung auf dem Salar zu Zelten. Das stellte sich aber schnell als unmöglich herraus. Der Boden war zu hart um Heringe darin zu verankern und Steine, zur Fixierung der Plane, sind auf einem See schwer zu finden. Ich hatte also keine Wahl, musste es noch bis zur Insel schaffen. Da die Piste jedoch so eben war, beschloss ich zunächst den Sonnenuntergang zu genießen und dann im Dunkeln weiterzufahren. Der Sonnenuntergang bot mir ein farbenreiches Schauspiel. Neben den gewohnten Gelb-, Orange- und Rottönen mischten sich auch etliche andere Nuancen in das Himmelbild. Grün- und Violettöne zwischen den rötlichen und blauen Abschnitten des Himmels zeigten mir ein einmaliges Naturerlebnis. Spät kam ich schließlich bei der Insel an. Sah aus einiger Ferne zwei Zelte und aus dem Inneren der Insel leichten Lichtschein. Eine Gruppe von zwei Motorradfahrern und zwei weiteren Radlern hatte sich in einer gemütlichen Höhle eingefunden und kochten gemeinsam zu abend. Ich schloss mich ihnen an. Für mich gab es Nudeln, für sie Pommes. Sie hatten schon den halben Tag auf der Insel Schutz vor dem Wind gesucht und die Zeit genutzt Feuerholz zu suchen. Also gab es abends noch ein gemütliches Feuer mit dem üblichen Tratsch unter Reisenden. In der so aufgewärmten Höhle schlief ich ohne mein Zelt im Dunkeln noch aufbauen zu müssen. Ich wachte auf mit einem sagenhaften Blick auf den Salar. Aus meinem steinigen Domizil sah ich einige Kaninchenähnliche Nagetiere, die sich um die Essensreste des Vorabends stritten, den felsigen mit Kakteen bewachsenen Abstieg zum Salar und schließlich die unendliche Weite des Salzsees. Weiß soweit das Auge reichte. Allerdings auch am Himmel. Es war vollkommen bewölkt, die Sonne war nicht zu entdecken und an der wehenden Plane eines der Zelte sah ich, dass ein heftiger Wind wehte und einige Scheeflocken fielen vom Himmel. Ich besprach mich mit Ely und Francois und es war relativ klar, dass wir es bei dem Wind nicht in einem Tag die 70km bis an das andere „Ufer“ des Salars schaffen würden. Die beiden Motorradfahrer verabschiedeten sich nach einem gemeinsamen Kafee (bzw. heiße Kakau für mich). Wir anderen drei begannen uns in der Höhle häuslich einzurichten. Es war klar, dass wir einen Tag auf der Insel verbringen müssten. Allerdings waren wir uns einig darüber, dass es sicherlich einer der besten Plätze ist, an dem man wegen schlechten Wetters festhängen kann. Wir hatten ein kleines, gemütliches Zuhause mit einem exklusiven Ausblick auf eines der berühmtesten und beliebtesten Naturwunder Südamerikas. Wir verbrannten meterlange, abgestorbene Kakteen, um die Höhle warm und gemütlich zu halten, spielten Karten, kochten gemeinsam und tauschten Raderfahrungen aus. Für eine Zwangspause ein wunderbarer Tag. Schließlich schliefen wir zu dritt in der Höhle und wurden von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Das Bild am Himmel hatte sich komplett gewandelt. Der Himmel war strahelnd blau und aus den Schlafsäcken schaund bot sich uns ein schöner Sonnenaufgang. Der Wind war immernoch heftig, jedoch in die andere Richtung und sollte so an diesem Tag zu unserem besten Freund werden. Wir standen gemächlich auf, es gab erneut Kaffee bzw. Kakau und gegen 10 Uhr saßen wir dann auf den Rädern. Der Wind bließ uns von hinten über den Salar. Ohne zu treten erreichten wir Geschwindigkeiten von 20-30kmh. Das schöne Wetter, der Rückenwind und nicht zuletzt die aufregende Landschaft sorgten für gute Laune. Wir machten zahllose Bilder, alberten rum und spielten mit dem Wind. Ich hatte wohl noch nie soviel Spaß auf einem Fahrrad gehabt wie an diesem Tag. Stundenlang ließen wir uns über den Salzsee treiben, fuhren Schlangenlinien und versuchten ab und an zum Spaß gegen den Wind in die andere Richtung zu fahren – hoffnungslos. Am Ende das Salars müssten wir dann Wadentiefes Salzwasser durchqueren und sauten uns, unsere Fahrräder und unser ganzes Gepäck ordentlich mit Salz ein. Überall mit weißen Flecken oder Salzklumpen behaftet konnte uns das unserer guten Laune aber keinen Abruch tun und wir radelten auch noch die letzten 30km bis Uyuni. Ely war stolz mit insgesamt 100km ihren Tagesrekord geschafft zu haben. Francois war froh, dass sich das dreimonatige Warten auf die Trockenzeit, um den Salar bei Sonne erleben zu können gelohnt hat. Und ich hatte einen der schönsten Tage des bisherigen Urlaubes genossen. Gemeinsam ging es dann in die Pizzeria. Eine 40cm Pizza, ein Apfelkuchen, zwei große Bier und ein halber Liter Cola. Ich glaube mein Magen war noch nie so voll, doch es war ein guter Abschluss für diesen wunderbaren Tag.
Francois am Feuer
 
Blick aus unserer Höhle



Es gibt auch eine neue Version des Google-Earth-Tracks