Freitag, 28. Februar 2014

Von hügelig zu ein bisschen Berge

Es fiel mir tatsächlich etwas schwer Carols „Hütte“ am nächsten Morgen zu verlassen. Der Ausblick war schön und das Wetter wunderbar. Dennoch zog es mich nach Austin, von wo ich noch zwei Tage entfernt war. Schnell bereute ich, dass ich mich für das Losfahren entschieden habe. Der Wind war stark und ich war unmotiviert. Ich quälte mich recht lange gegen starken Wind und schaffte es so am ersten Tag die halbe Strecke bis Austin hinter mich zu bringen. Im Bastrop State Park suche ich mir einen Platz zum Campen. Der Wald hier wurde offensichtlich vor einiger Zeit von einem Feuer heimgesucht. Es stehen noch etliche tote und halbverbrannte Bäume zwischen den Lebenden. Eine gruselig, mystische Mischung in der ich mich für die Nacht niederlassen will. Als ich gerade meinte meinen Platz gefunden zu haben höre ich ein lautes Krachen und sehe wie in etwa 50m Entfernung einer der Bäume in der Mitte durchbricht und der obere Teil auf den Boden kracht. Offensichtlich sind diese toten Bäume nicht gerade windstabil. Ich schaue mich um und sehe mich umgeben von einigen größeren Exemplaren. Schnell entscheide ich mich doch nochmal auf die Suche nach einem Platz zu gehen. Den ich unterhalb der Stromleitung finde. Alle Bäume, die die Stromleitung treffen könnten, wurden offensichtlich aus eben dem obengenannten Grund gefällt.



Der nächste Tag geht durch immer hügeligere Landschaften bis nach Austin. Ich halte spontan beim ersten Biergarten an um eine Pause zu machen und fühle mich in der Stadt direkt wohl. Sie erscheint mir jung und lebhaft kombiniert mit netten Menschen und schöner Landschaft. Da ich noch keine Unterkunft habe löse ich meinen Hilton-Gutschein ein und verbringe eine Nacht etwas pompöser, als ich es gewohnt bin. Für große Erkundungstouren bin ich zu müde und verschiebe das auf den nächsten Tag. Dieser beginnt mit einem guten Frühstück, dem die Erkundungstour durch die Stadt folgt. Ich schaue mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an und gegend Abend gehe ich auf der 6th Street spazieren. Dem (Touri-)Kneipenviertel in Austin schlechthin. Aus jeder Bar kommt Live-Musik und man muss sich nur aussuchen, was einem am besten gefällt. Ich bin jedoch etwas später mit Eric verabredet, der mich für die kommenden zwei Nächte aufnimmt. Eric stellt sich als etwas verrückter Partylöwe heraus. Mit dem man aber auch interessante Diskussionen führen kann. Also genau das richtige, für ein Wochenende in der Stadt. Sowohl Freitag als auch Samstagabend geht es mit Eric also zu Konzerten und ich genieße die Abwechslung zum Fahrradfahren.




 
 Nach den zwei Tagen freue ich mich aber auch, dass es wieder weitergeht. Jenseits von Austin verändert sich die Landschaft mehr. Es fängt an leicht bergig zu werden und die kommenden Tage werden durch ein paar wunderbare Aussichten geprägt. Da am Tag des Aufbruchs aus Austin Sonntag ist nutze ich die Gelegenheit am Abend bei einer Dorfkirche in Dripping Springs zu fragen, ob ich da campen kann. Ich werde natürlich herzlich eingeladen und nehme spontan auch an der Messe teil. Wobei diese aus einem Teil gemeinsamen Singen, einem Teil Bibelstudie mit gemeinsamer Diskussion und einem Teil Klatsch und Tratsch besteht. Die kleine Gruppe, die sich in der Kirche eingefunden hat, ist begeistert, dass ich mich ihnen angeschlossene habe und wir verbringen im Anschluss an die Kirche noch einige Zeit mit gegenseitigem Austausch.

Weiter geht es durch die kleinen Berge, die bis auf etwa 600 Höhenmeter hochgehen. Nach einem Tag wildcampen komme ich bei Fred und Janice unter. Fred ist Rentner und nutzt seine Zeit, um ein Fahrrad zu entwickeln, dass von Beinen und Armen gleichzeitig angetrieben wird. Er zeigt mir den ersten vielversprechenden, aber leider noch nicht fahrbereiten Prototypen und erklärt einiges zu der Technik (Details werden zum Schutze des Erfinders natürlich nicht verraten J). Am nächsten Tag bin ich erneut Zeuge von einer der Wetterkuriositäten, die hier offensichtlich nicht ungewöhnlich sind. Nach dem Dienstags noch wunderschönes  Wetter war, fällt am Mittwoch die Temperatur wieder massiv. Es geht runter bis in den Minusbereich und ich beschließe den Tag bei Fred und Janice zu bleiben.




Am nächsten Tag ist optimales Fahrradwetter und ich fahre durch die bisher schönste Landschaft. Entsprechend gut ist die Stimmung und ich erfreue mich an den anstrengenden Aufstiegen und schnellen Abfahrten. Gecampt wird mit wunderbarer Aussicht ins Tal. Bei Nebel geht es am nächsten morgen die Abfahrt herunter, doch schon bald weicht der Nebel der Sonne und es wird schon fast etwas zu warm. Die Lanschaft bleibt schön wie am Vortag und in Camp Woods lege ich eine späte Mittagspause ein. Hier lerne ich Charly und ein paar andere Biker kennen. Charly hat nach einem Unfall zur Rehabilitation zwei mehrmonatige Radtouren durch die USA gemacht und nachdem sein Bein geheilt war sein Fahrrad wieder gegen ein Motorrad getauscht. Ich verbringe die ausgedehnte Mittagspause mit ihm und seinen Freunden und wir treffen usn etwas später nochmal an einem Damm, den die Orsansässigen als Erholungsgebiet nutzen. Dann geht es für mich bis Montelle weiter. Wo ich bei Alice unterkomme. Sie ist selbst nicht zu Hause, ich lerne aber ihre Untermieter kennen, die mich auch spontan zum Abendessen einladen.









Dienstag, 18. Februar 2014

In Texas


Relativ früh morgens ist Schichtwechsel, bei der Feuerwehr und so findet mein Schlaf ein apruptes Ende. Das schlechte Wetter halt noch einen Tag an, bevor es sich in angenehmes, warmes Wetter wandelt. Das mich dafür dann etwas länger begleitet und mich für die wettertechnischen Unannehmlichkeiten der vorangegangenen Tage entschädigt. Von Bunkie geht es mit einem Zwischenstop nach DeRidder. Dort nehmen mich David und Ree auf. Er ist halbkoreaner und Logistik-Offizier bei der Army und sie eine Romanautorin kurz vor ihrer ersten Veröffentlichung. Am ersten Abend verstehe ich mich mit beiden so gut, dass ich beschließe einen weiteren Tag zu bleiben. Während die beiden ihrer Arbeit nachgehen genieße ich den sonnigen Tag lesend im Park. Am Abend ist dann die lokale Spezialität geplant: Langusten. Leider haben alle Buden geschlossen, so dass wir doch auf anderes Essen umsteigen müssen. Lecker war es trotzdem. Begleitet wird das Essen von angenehmer Live-Musik und spannenden Gesprächen mit David & Ree. David hofft mit etwas Glück in einem halben Jahr nach Deutschland verlegt zu werden und so planen wir schon das Wiedersehen.
Schon am nächsten Tag, habe ich wieder eine Unterkunft. Es ist ein klassisches Redneck-Pärchen. Einige ihrer Ansichten und auch die Erscheinung erfühlen sehr stark das Klischee des Rednecks und ich fühle mich alles andere als auf einer Wellenlänge mit Ihnen. Ich bin froh, als es am nächsten Tag wieder weitergeht und nehme das dennoch als interessante Erfahrung mit. Während meine Erfahrungen mit den Amis bisher durchweg positiv war, kenne ich nun auch die andere Seite. 


Nach diesem kleinen Fehltritt wird das Bild in den nächsten Tagen aber auch direkt wieder gerade gerückt. Ich werde zum Mittagessen eingeladen und übernachte, in der Nähe von Huntsville, bei einer Familie mit insgesamt acht Kindern, von denen aber nur vier (die jüngsten, alles Mädchen) da sind. Die älteste der vier, hat vor ca. 2 Jahren einen Gehirntumor entfernt bekommen. Seitdem hat sie einige körperliche wie geistige Einschränkungen, denen sie selbst mit beeidruckendem Humor begegnet. Insbesondere mit ihr aber auch dem Rest der Familie verstehe ich mich gut und wir haben Spaß beim gemeinsamen Abendessen.



Die folgenden Zwei Tage, verändert sich die Landschaft stark. Nach zahllosen Varianten von Wald wird dieser nun etwas dünner und erlaubt weitere Blicke. In „Hill Country“, wie sich die Gegend nennt, wird es tatsächlich etwas hügeliger. Zudem blässt der Wind stark (natürlich Gegenwind), so dass es mich einige Kraft kostet, bist nach Carmine zu kommen. Hier komme ich bei Carol unter. Eine Frau in den Achtzigern, die alleine auf über 70 Acres Land lebt und eine Leidenschaft für das Aufnehmen von Radfahren entwickelt hat. In einer Scheune hat sie das komplette obere Geschoss in einer hüttenähnlichen Atmosphäre mit Balkon und Aussicht ausgebaut. Während ich eben auf diesem Balkon sitze und den Blog schreibe, sehe ich sie mit ihrem Golfkart auf dem land rumfahren und sich hier und da um verschiedene Dinge zu kümmern.  

Montag, 10. Februar 2014

Über den Mississippi

Nach meiner Nacht im Hof des Restaurants fahre ich noch etwas an schönen Stränden entlang, bis ich die Küste verlasse. In der nächsten Nacht schlafe ich bei Kim und Ric und ihrer Familie. Ein Lehrerpaar mit insgesamt drei Kindern. Seit Jahren spiele ich mal wieder auf einer Videokonsole und bin den Kindern hoffnungslos unterlegen. Im Anschluss gibt es den Super Bowl. Das Footballereignis des Jahres, was natürlich klassich mit Bier und Chips zelebriert wird. Das Spiel selbst ist für ein Endspiel überraschend langweilig (Seattle gewinnt haushoch), trotzdem habe ich Spaß dabei in die amerikanische Footbalkultur einzutauchen.




Danach geht es weiter weg von der Küste. Zum ersten mal auf meiner Reise gibt es endlich ein paar Hügel. Die leichten Wellen in denen sich der Wald hier abzeichnet sind nicht nur etwas für das Auge sondern es macht auch Spaß mal etwas unterschiedliche Belastung auf dem Fahrrad zu haben. In Poplarville wird mir beim Fragen nach dem Weg spontan eine Übernachtungsgelegenheit angeboten, die ich dankend annehme. Ich komme bei Melony und Lee unter, die mich mütter- und väterlich umsorgen.




Trotz netter Begegnungen lässt meine am nächsten Tag zu wünschen übrig. Ein seelisches und körperliches Tief raubt mir etwas den Spaß an der Reise. Ich bin unmotiviert und fühle mich auch nicht wirklich fit. Zudem macht ds Wetter mal wieder zicken und für die kommenden Nächte ist angesagt, dass es unter den Gefrierpunkt fallen soll. Nicht gerade das optimale Campingwetter. Das ganze geht soweit, dass ich mich abends schon leicht kränklich fühle und so beschließe ich einen Tag Pause in einem Motel einzulegen. Das Wetter draußen ist kalt, unfreundlich und windig und da ich mich auch nicht sonderlich fit fühle verbringe ich tatsächlich fast den ganzen Tag faul im Bett des Motels. Auch danach lasse ich es langsam angehen und erlaube mir zwei kurze Etappen. Bis ich schileßlich bei Perry und Lep ankomme. Die beiden haben eine wahre Leidenschaft für das Aufnehmen von Radfahrern entwickelt. Von Frühling bis Herbst bringen sie hunderte Gäste (kostenlos) unter und erfreuen sich an ihrer Gesellschaft und ihren Geschichten. Sie haben einen eigenen Gästeraum für Radfahrer sowie einen Campingbereich mit Dusche, Toilette, Waschmaschine,… Ich selbst schlafe in der Nacht in einem kleinen Klappwohnwagen. Am nächsten morgen nutze ich die Gelegenheit um in die benachbarte Gospelkirche zu gehen und meinen ersten authentischen Gottesdienst einer schwarzen Gemeinde mitzubekommen. Es ist tatsächlich sehr ähnlich zu dem, was man aus dem Fernseh kennt. Die ganze Kirche singt und klatscht laut mit und die Predigt wird mit bestätigenden Zwischenrufen untermalt. Schließlich werden die Gäste gebeten aufzustehen und sich vorzustellen. Leicht überrascht, meistere ich die Aufgabe, erkläre was mich in die Kirche gebracht hat und bedanke mich bei der Gemeinde für den aufregenden Morgen. Was mir im Anschluss einige Händeschüttler und viele gute Wünsche einbringt. Bei T-Shirt-Wetter geht es über den Mississippi an dessen Ufer ich eine Nacht campe. Am nächsten Tag ist es aber auch schon wieder aus mit dem T-Shirt-Wetter. An einem kalten, regnerischen, windigen Tag quäle ich mich nass und verfroren bis Bukin, wo ich bei der Einsatzzentrale der Feuerwehr Unterschlupf finde.









Samstag, 1. Februar 2014

Good Bye Florida


Nach meiner Nacht im Garten der Kirche ging es weiter in Richtung Tallahassee. Am Ende meines nächsten Reisetages treffe ich einen der interessanteren Radler. Mike ist bereits 70, an der Westküste gestartet und kurz vor dem Ende seines Trips. Er kann auf ein interessantes Leben als Prister, Missionar und Psyschologieprofessor zurückblicken. Seine Passion hat er aber in seiner Rente gefunden. Mit einem Freund eröffnet er ein Weißenhaus in Kenia. Aus den geknüpften Kontakten entsteht ein florierendes Import und Exportunternehmen, was er immer mit dem Hinblick darauf Menschen zu helfen leitet. Sein aktuelles, hochgestecktes Ziel ist es die Landwirtschaft zu revolutionieren. Extrem effiziente Landwirtschaft, durch ein auf Aquaponics basierendes System (jedoch um Welten verbessert), soll Nahrung nachhaltig und so günstig produzieren, dass jeder Mensch auf der Welt es sich leisten kann. Er zeigt mir die Folien, die er potentiellen Investoren vorführt und ich bin von den Ideen begeistert sowie beeindruckt von den Zahlen, die die Effizenz und vor allem auch Wassersparsamkeit zeigen. Da er mit einem großen Zelt reist, teilen wir uns sein Zelt und führen interessante Gespräche, nicht nur über Aquaponics, bis tief in die Nacht. Die Gespräche lieferen viel Gedankenstoff, der mich teilweise noch die folgenden Tage auf den Fahrrad beschäftigt.

In Tallhassee angekommen werde ich von Whitney gehostet. Da für den Tag nach meiner Ankunft Schnee angesagt ist bleibe ich zwei Nächte. Zwar bleibt der Schnee aus, das Chaos in der Gegend ist trotzdem da. In den nicht auf Schnee eingestellten Gebieten reicht allein schon die Ankündigung von Schnee aus, damit Schulen und Läden geschlossen bleiben und Brücken gesperrt werden. Allen Maßnahmen zu trotz führt das bisschen Glätte zu massig Auffahrunfällen mit viel Blechsschäden. Nach der Exkursion ins Kalte beschließe ich zurück zur Küste zu fahren und hoffe auf ein paar Grad mehr. Zwischen Tallahassee und Panama City nehme ich ein paar Feldwege, um abzukürzen. Leider sind einige der Wege komplett überflutet und ich das viele Schieben bremst mich eher aus. Auch finde ich in dem feucht sumpfigen Gebiet keinen Platz für mein Zelt. Alles ist nass und ich habe Angst, dass ich im Falle von Regen morgens komplett im Wasser liege. Bei Sonnenuntergang finde ich doch noch den rettenden Ort. Ein Hochsitz bietet sich an. Dort oben ist zwar garantiert trocken, dafür luftig und Nachts bitterkalt. Ich friere mich durch die Nacht und stelle am morgen fest, dass ich ein paar Eisklümpchen im Wasser habe.

Doch der Tag drauf bringt die Wende. In der Sonne ist T-Shirt Wetter angesagt und ich radel entspannt bis Panama City. Am nächsten Tag geht es sogar schon mit kurzen Hosen und Sandalen weiter. Der Rückenwind bläst mich entlang der angeblich schönsten Strände der Welt durch teilweise atemberaubende Landschaft. Nach dem vielen Wald zuvor eine gelungene Abwechslung. Nach erstaunlichen 162km (yeah, über 100 Meilen!) mache ich mit einem Restaurantbetreiber einen Deal: Ich esse dort zu Abend und dafür darf ich auf dem Parkplatz campen. Hier verbringe ich meine letzte Nacht in Florida. Danach geht es weiter Richtung Westen. Nachdem ich mir bisher bewusst etwas Zeit gelassen habe, um  das Thermometer etwas steigen zu lassen, bevor ich ins Landesinnere komme, wird es ab jetzt wohl etwas flotter vorangehen.