Montag, 15. März 2010

Zurück in Argentinien

Von Melipeuco ging es dann weiter nach Cucon. Der für mich dem Erdbebenzentrum am nächsten gelegenen Ort. In der Nacht dort wachte ich drei mal auf, weil ein Nachbeben mich erschütterte. Es ist schon ein gruseliges Gefühl, wenn alles um einen knarrt und wackelt. Und die Geräusche, die das Holzhaus machte in dem ich schlief, waren alles andere als Vertrauen erweckend. Ich war heilfroh, dass ich in der Nacht des starken Bebens weit weg war. Von Cucon dann weiter nach Curarrehue. Dort lernte ich einen Tschechen kennen. Gemeinsam suchten wir uns einen Campingplat, zu dem eine heiße Quelle gehörte. Ich genoss es am Abend ein heißes Bad nach all der Anstrengung zu nehmen. Morgens dann eine erneute kleine Katastrophe. Ich wachte auf und der Tscheche machte mich darauf aufmerksam, dass wir einen "Besucher" in der Nacht hatte. Der "Besucher" war ein Hund, der offensichtlich eine Vorliebe für tschechisches Essen und deutsche Bücher hatte. Er hatte sich über die Vorräte des Tschechen hergemacht und all meine Bücher lagen leicht bis stark zerfleddert im vom Morgentau nassen Gras. Mein Essen mochte er offensichtlich aus irgendwelchen Gründen nicht. Jedenfalls war die Gepäcktasche mit dem Essen noch vollkommen unversehrt. Wir frühstückten also gemeinsam von meinen noch erhaltenen Vorräten. Da der Hund, um an die Bücher zu kommen, eine meiner beiden Gepäcktaschen vollkommen zerfetzen musste, stand ich nun vor einer neuen Herausforderung. Mein Gepäck mit einer fehlenden Gepäcktasche zu transportieren. Es stellte sich recht schnell als unmöglich raus. Die Tasche hatte nicht nur zur Aufbewahrung gedient sondern auch zur Stützung des auf dem Gepäckträger liegenden Rucksacks. Es blieb mir letztlich keine andere Wahl als mit dem Bus nach San Martin zu fahren, um mich dort mit allem Notwendigen zu versorgen.
In San Martin kam das Glück dann zu mir zurück. Im "Bike Hostel" in dem ich dort Abstieg traf ich eine der ausergewöhnlichsten Personen, die ich bisher kennengelernt habe.
"Goat" war mit dem Fahrrad von Alaska nach Ushuaia gefahren, alles abseits von Straßen nur auf Trails und querfeldein. Da er eine Menge Gepäck transportierte und selbst die Spezialrahmen, die er für diese Tour kaufte öfters brachen, baute er sich seine eigenen. So wurde er zum Spezialist im Bauen von "Cargo Bikes". Also genau die richtige Person, um sich um die anhaltenden Probleme mit meinem Gepäckträger zu kümmern. Der alte Gepäcktrager wurde gekürzt und mit etwas Modifikation für das Vorderrad verwendet. Ein neuer Gepäcktrager, mit Rahmenteilen eines anderen Rades verstärkt und hinten montiert. Das ganze sieht nun sehr individuell aus und hat bisher allen Widrigkeiten perfekt getrotzt. Auch hat sich damit endlich das Problem der Hecklastigkeit meines Rades erledigt. Jeder Berg, den ich mich hochquäle, erinnert mich nun an das Glück Goat getroffen zu haben.

Von San Martin aus ging es dann weiter entlang der bekannten und landschaftlich schönen "Ruta de los siete lagos". Entlang vieler schöner und bewaldeter Seen.
Blick zurück auf San Martin

Bariloche. So nah und doch so fern. Der See muss erst noch umrundet werden.

Selten wechselt man auf die andere Seite der Berge, wo sich ein komplett anderes Landschaftsbild zeigt.Es erinnert stark an die Marlboro-Man Landschaften.

Allerdings merkte man auch deutlisch, dass ich mich in einer recht touristischen Gegend befand. Unmengen von Campingplätzen und anderen Unterkünften (Unmengen ist in diesem Fall alle 10-20km einer). Auch die Straße war recht stark befahren. Was bei der Fahrweise der argentinischen LKW-Fahrer nicht gerade ungefährlich ist. Wenn der überholende LKW 50cm Abstand hält ist man schon froh. Auch bemerke ich langsam, dass es Herbst wird und ich mich an der Grenze zur nächsten Klimazone befinde. Am zweiten Tag der Strecke nach San Martin, hatte ich wettertechnisch das absolute negativ Extrem bisher. Morgens brauchte ich zum ersten Mal meinen Pullover und geschlossene Schuhe. Außerdem war es der erste Regentag seitdem ich auf dem Rad bin. Um so mehr Glück mit dem Wetter hatte ich am darauffolgenden Tag. Nach einer Nacht an einem der wunderschönen Seen, wurde ich am nächsten Tag vom Rückenwind mehr oder weniger nach Bariloche getragen. Die letzten 20km waren dafür dann um so mehr eine Qual, denn hier musste ich gegen genau diesen Wind ankämpfen.
Nun bin ich gut in Bariloche angekommen und werde hier ein paar Tage verweilen und die landschaftlichen Schönheiten dieser Gegend genießen und entscheiden, wie ich meine Reise fortsetzen will.

Die aktuelle Version der Tracks für Google Earth

1 Kommentar:

  1. Hallo Matthias,

    alles Gute zum Geburtstag. Wir haben Dir ein Geburtstagsvideo gemacht, das Dich hoffentlich über Torsten erreicht.

    Gruß Pierre & Co

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