Samstag, 8. März 2014

Camp Woods bis Marathon


Am Tag nach meiner Ankunft bei Alice bin ich von Charly und den anderen Bikern zum Barbecue eingeladen. Ich verbinge die erste Hälfte des Tages lesenden im Garten von Alice um mich dann zur Party aufzumachen.  Die Stimmung ist wunderbar ausgelassen und das Essen ist köstlich (was soll man von texanischem Barbecue auch anderes erwarten?). Später, mit steigendem Alkoholpegel der Gäste, zeigen sich die Konflikte innerhalb der Gruppe. Die Stimmung gibt und ich beschließe mich am frühen Abend auf den Rückweg zu machen.



Nachdem ich mittlerweile dachte, ich habe mich an die Wetterkuriositäten hier gewöhnt, werde ich in der kommenden Nacht eines besseren belehrt. Am Samstag, beim Grillen waren es noch 30 Grad und sonnig. Gegen Nachmittag des Sonntags kommt ein kälter Wind auf und die Temperatur sinkt enorm. Die darauffolgende Nacht wird die bisher kälteste. Wie ich im nachhinhein erfahre waren es -9 Grad. Meine Füße schmerzen vond er Kälte in der Nacht und ich beschließe, dass ich mir dringend warme Socken besorgen muss. Besonders schwer wird aber das verlassen des Zeltes. Draußen pfeift der Wind so stark, dass er alle Kleidungsschichten durchdringt und die kalte Luft an jeden Centimeter meiner Haut trägt. Ich wünsche mir in diese Moment nichts sehnlicher als eine dicke Daunenjacke. Mit kalten, zitternden Fingern und Handschuhen bereite ich mein Frühstück und packe die Sachen zusammen. Frierend will ich nichts anderes als endlich loszufahren, um durch die Bewegung etwas aufzuwärmen. Als ich endlich soweit bin stelle ich fest, dass mein Fahrrad platt ist. Und als ich so durchgefroren dasitze und frustriert anfange meine Reifen zu flicken, denke ich es kann nicht mehr schlimmer kommen. Als dann noch einer der beiden Kunststoffreifenheber bricht, bin ich den Tränen nahe und will nur noch ein Taxi rufen, dass mich nach Hause bringt (blöd nur, dass ich weder ein funktionierendes Handy, noch eine Taxinummer, noch ein zu Hause habe). Schließlich geht es los und die Bewegung vertreibt die Kälte aus den Gliedern. Doch der Wind ist immer noch stark und kalt und mir ist klar, dass das kein guter Tag wird. Bald stellt sich der nächste Platten ein. Eine Erfahrung, die in den nächsten Tagen zur Gewohnheit wird. Mein Hinterreifen hat seine Lebenszeit überschritten, zudem wimmelt es hier in Westtexas von dornigen Pflanzen, gegen die selbst moderne Kewlarreifen nicht helfen und die das große Leid aller Radreisenden hier sind. So mache ich mich wieder daran in der Kälte einen Platten zu flicken und fasse den Beschluss, lediglich die ca. 20 KM bis zum Amistad Lake fahre und mir dort eine warme Unterkunft suche. Doch als ich das gegen Mittag endlich geschafft habe, hat auch Petrus offensichtlich erbarmen. Der Wind nimmt ab und die Sonne kommt raus. Und so wird aus dem Tag, der so schrecklich begonnen hat noch eing ganz pasabler Fahrradtag. Der Amistad Lake ist einer der größeren in den USA und definitiv sehenswert. Am Abend mahe ich auf einem Campingplatz noch ein Schnäppchen, der Betreiber bietet mir (wohl auch aus Mitleid) eine urige Ferienwohnung zum Preis des Zeltens an und so habe ich es in der Nacht schön muckelig warm und kann mich ausbreiten.

Danach geht es ein paar Tage durch das sonnige und teils windige Westtexas. Die Landschaft ist wüstenartig, trocken, dorning und vor allem weitläufig. Die Berge hier steigen sehr langsam an und man wundert sich, warum man so langsam fährt, weil man nicht wirklich wahrnimmt, dass man nach oben fährt.  So geht es langsam auf etwa 1300 Höhenmeter nach Marathon. Hier gibt es ein schönes, verspieltes Hostel. Es besteht aus mehreren Gebäuden die zum Teil etwas an Hundertwasserhäuser in klein erinnern. Da das Hostel Fahrradfahrern die erste Nacht kostenlos anbietet, ist es ein beliebter Zwischenstop für ebendiese. Und so kommen am selben Abend nach Adam und Reed an, die von hier weiter nach Süden in den Big Bend Nationalpark wollen. Adam stellt sich als hervorragender Koch und Reed als Künstler heraus, der sich an einer der wenigen weißen Wände des Hostels verewigt. Wir alle bleiben noch den nächsten Tag hier und am Abend findet sich eine ilustre Runde aus interessanten Menschen zusammen. Neben den bereits erwähnten Adam und Reed, gibt es einen Piolten, eine ehemals Sängerin aus der Tschescheslowakei, die zu Zeiten der Sowjetunion international bekannt war und mehrere Radreisende.







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