Wir starten
Richtung Ogden (bei Salt Lake City) am Abend. So können wir noch ein paar
fantastsiche Blicke auf den Grand Canyon bei Sonnenuntergang und mit
heranziehender Wetterfron genießen. Das Dämmerlicht und das Wetter lassen die
Canyon in einer ganz besonderen Atmosphäre erscheinen. Spät kommen wir an einem
schönen Campingplatz an, doch da wir alle hundemüde von der Wanderung sind,
gibt es weder Lagerfeuer noch den zuvor extra gekauften Wein. Durch
Abwechslungsreiche Landschaft geht es am nächsten Tag bis Odgen. Unterwegs
lerne ich, dass sich das unansehnliche, trockene Wüstenkraut nicht nur zum
Loswerden unangenehmer Gerüche von Schlafsäcken sondern auch zum Vertreiben
negativer Energie und böser Geister verwenden lässt. Zumindestens erster
Anwendungszweck erscheint mir als sinnvoll und ich nehme mir vor demnächst
welches in meinen Schlafsack zu packen.
In Ogden nehmen
mich Marilyn und Andy bei sich auf. Auch Ratna bleibt dort als Gast für ein
paar Tage. So genieße ich die Zeit in angenehmer Gesellschaft mit Ausflügen zu
nahgelegenen Naturschönheiten und zwei Mountainbiketouren, während mein Fahrrad
im Laden auf endgültige Reparatur wartet. Nach drei Nächten in Ogden ist es für
mich an der Zeit aufzubrechen. Zunächst mit dem Zug etwas in Richtung Westen nach
Reno und von da mit dem Fahrrad weiter. Der Zug fährt abends spät los und so
verschlafe ich den großen Teil der Reise. Doch als ich mir die Landschaft am
Morgen so anschaue, bin ich froh, dass ich diesen Teil der andauernden
Langeweile übersprungen habe. Noch in der desolaten Wüste verlasse ich den Zug.
Doch recht schnell geht es in waldigere Gebiete. Ich beschließe einen Tag Umweg
über Lake Tahoe zu machen. Der See erinnert an ein Alpenpanorama und ich fühle
mich direkt wohl in dieser Landschaft. Bei der leicht verzweifelten Suche nach
einem schönen Platz am See zum Campen, komme ich mit David ins Gespräch der mir
schließlich anbietet bei ihm zu übernachten. Gemeinsam besuchen wir noch die
beiden lokalen Kneipen und nach dem ungewohnten Bierkonsum schlafe ich am
nächsten Morgen etwas länger.
Von dort geht es
dann weiter Richtung Norden. Die Landschaft besteht nun aus schönen bewaldeten
und mit Schnee bedeckten Bergen. Ich selbst fahre auch immer mal wieder an
kleineren Schneefeldern und einigen Seen vorbei. Die Sonne scheint und es ist
angenehm warm, am Nachmittag sogar etwas zu heiß. Durch diese Landschaft geht
es zwei Tage, mit einer Übernachtung im Dorfpark und einer direkt am schöne
Lake Almanor, wo mir nicht nur ein schöner Sonnenaufgang sondern auch etliche
Moskitos beschert werden. Am nächsten Tag geht es zum Lassen Volcanic National
Park. Beim Eintritt in den Nationalpark, wird mir erklärt, dass die Straße
wegen Schnee gesperrt ist, ich es aber mit dem Fahrrad probieren kann, ob ich durchkomme. So mache ich mich
auf den Aufstieg die lange Passstraße hinauf. Kurz vor dem höchsten Punkt
(2.600m) ist die Straße nicht mehr geräumt und es liegt massig Schnee. Nachdem
ich mühevoll all die Höhenmeter hinter mich gebracht habe, beschließe ich aber
nicht aufzugeben. Schließlich bin ich fast oben und danach geht es nur noch
bergab. Also fange ich an mein Fahrrad in den Schnee zu schieben. Es geht
extrem langsam und mühsam voran. Sowohl ich als auch das Fahrrad versinken
regelmäßig im Schnee und meine Arme sind bald erschöpft vom Schieben. Immernoch
nicht zum Aufgeben bereit, beschließe ich, dass ich meine Technik ändern muss.
Ich packe mein Gepäck um, so dass zwei meiner Fahrradtaschen leer sind. Diese
binde ich unter die Reifen. So gleitet das Fahrrad über den Schnee anstatt zu
rollen. Es ist nicht unbedingt leicht das Fahrrad so zu transportieren, jedoch
wesentlich effizienter als der Versuch es zu rollen. Mit dem Wunsch möglichst
weit unterhalb des Gipfels zu schlafen, schiebe ich mein Fahrrad so noch ein
paar Stunden in die Nacht hinein durch den Schnee. Für die Mühen werde ich mit
einem wunderbaren Sonnenuntergang und einer schönen Vollmondnacht belohnt. Doch
irgendwann muss ich Müdigkeit und Erschöpfung nachgeben und schlage mein
Nachtlager im Schnee auf. Die Nacht ist bitterkalt und mir kommen Zweifel, ob
das Ganze eine gute Idee war. Ich weiß nicht wirklich, wie weit es ist, bis ich
einen schneefreien Bereich erreiche außerdem können sich die Schneebedingungen
ändern und der Schnee weicher werden. So träume ich davon, wie ich ohne Essen, verloren
durch den Schnee irre und schlafe äußerst schlecht und unruhig. Am Morgen
halten die Zweifel an. Ich schaue mir die Strecke nochmal auf der Karte an und
erwäge umzukehren. Beschließe jedoch, dass ich über den Punkt hinweg, der mir
eine Umkehr erlaubt hätte. Zu meiner Erleichterung stelle ich allerdings fest,
dass der Schnee über Nacht so fest gefroren ist, dass ich darauf fahren kann.
Also breche ich möglichst schnell und ohne Frühstück auf, um der Sonne
zuvorzukommen. Wesentlich leichter als befürchtet rolle ich so langsam auf dem
Schneefeld den Berg runter. Und auch das Ende des Schnees kommt früher als
gedacht und so bin ich erleichtert dieses Abenteuer überwunden zu haben. Der
Rest des Tages ist leicht. Es geht runter bis auf 200 Höhenmeter währenddessen
sich die Landschaft von Nadelwald zu saftigem Grün verändert. In Pablo Cendro
frage ich bei einem Haus mit weitläufigen Gelände am Bach frage ich die Leute,
ob ich dort campen darf. Nach längerem Zögern, gestatten sie es mir und zeigen
mir ein paar schöne Plätze am Bach. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur
und so nutze ich die Gelegenheit mich und meine Wäsche zu waschen. Kurz darauf
tauchen die drei wieder auf. Mit einer Matratze und Kalifornischem Wein. Das ganze
artet zu einer kleinen Party mit großem Lagerfeuer am Bach aus. Dazu kommt,
dass es in dieser Nacht eine Mondfinsternis gibt, die wir gemeinsam beobachten.
Und während ich mir mit einem Glas edelstem, kalifornischem Wein die
Mondfinsternis anschaue, erinnere ich mich daran, dass ich vor 24 Stunden noch
gedacht habe ich würde zu dieser Zeit hilflos im Schnee verhungern. Die
nächsten beiden Tage geht es weiter Richtung Westen, wo ich mittlerweile in
Hoopa angekommen und nur noch einen Katzensprung von der Westküste entfernt bin.
zum Glueck hast Du auf den Cliffdrop mit dem Fahrrad dann doch verzichtet - waere ja schade um den guten Wein gewesen ;)
AntwortenLöschenFreue mich Dich bald hier in San Francisco begruessen zu koennen!