Mittwoch, 16. April 2014

Durch Wald und Schnee bis fast zur Westküste


Wir starten Richtung Ogden (bei Salt Lake City) am Abend. So können wir noch ein paar fantastsiche Blicke auf den Grand Canyon bei Sonnenuntergang und mit heranziehender Wetterfron genießen. Das Dämmerlicht und das Wetter lassen die Canyon in einer ganz besonderen Atmosphäre erscheinen. Spät kommen wir an einem schönen Campingplatz an, doch da wir alle hundemüde von der Wanderung sind, gibt es weder Lagerfeuer noch den zuvor extra gekauften Wein. Durch Abwechslungsreiche Landschaft geht es am nächsten Tag bis Odgen. Unterwegs lerne ich, dass sich das unansehnliche, trockene Wüstenkraut nicht nur zum Loswerden unangenehmer Gerüche von Schlafsäcken sondern auch zum Vertreiben negativer Energie und böser Geister verwenden lässt. Zumindestens erster Anwendungszweck erscheint mir als sinnvoll und ich nehme mir vor demnächst welches in meinen Schlafsack zu packen.



In Ogden nehmen mich Marilyn und Andy bei sich auf. Auch Ratna bleibt dort als Gast für ein paar Tage. So genieße ich die Zeit in angenehmer Gesellschaft mit Ausflügen zu nahgelegenen Naturschönheiten und zwei Mountainbiketouren, während mein Fahrrad im Laden auf endgültige Reparatur wartet. Nach drei Nächten in Ogden ist es für mich an der Zeit aufzubrechen. Zunächst mit dem Zug etwas in Richtung Westen nach Reno und von da mit dem Fahrrad weiter. Der Zug fährt abends spät los und so verschlafe ich den großen Teil der Reise. Doch als ich mir die Landschaft am Morgen so anschaue, bin ich froh, dass ich diesen Teil der andauernden Langeweile übersprungen habe. Noch in der desolaten Wüste verlasse ich den Zug. Doch recht schnell geht es in waldigere Gebiete. Ich beschließe einen Tag Umweg über Lake Tahoe zu machen. Der See erinnert an ein Alpenpanorama und ich fühle mich direkt wohl in dieser Landschaft. Bei der leicht verzweifelten Suche nach einem schönen Platz am See zum Campen, komme ich mit David ins Gespräch der mir schließlich anbietet bei ihm zu übernachten. Gemeinsam besuchen wir noch die beiden lokalen Kneipen und nach dem ungewohnten Bierkonsum schlafe ich am nächsten Morgen etwas länger.






 




Von dort geht es dann weiter Richtung Norden. Die Landschaft besteht nun aus schönen bewaldeten und mit Schnee bedeckten Bergen. Ich selbst fahre auch immer mal wieder an kleineren Schneefeldern und einigen Seen vorbei. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm, am Nachmittag sogar etwas zu heiß. Durch diese Landschaft geht es zwei Tage, mit einer Übernachtung im Dorfpark und einer direkt am schöne Lake Almanor, wo mir nicht nur ein schöner Sonnenaufgang sondern auch etliche Moskitos beschert werden. Am nächsten Tag geht es zum Lassen Volcanic National Park. Beim Eintritt in den Nationalpark, wird mir erklärt, dass die Straße wegen Schnee gesperrt ist, ich es aber mit dem Fahrrad probieren  kann, ob ich durchkomme. So mache ich mich auf den Aufstieg die lange Passstraße hinauf. Kurz vor dem höchsten Punkt (2.600m) ist die Straße nicht mehr geräumt und es liegt massig Schnee. Nachdem ich mühevoll all die Höhenmeter hinter mich gebracht habe, beschließe ich aber nicht aufzugeben. Schließlich bin ich fast oben und danach geht es nur noch bergab. Also fange ich an mein Fahrrad in den Schnee zu schieben. Es geht extrem langsam und mühsam voran. Sowohl ich als auch das Fahrrad versinken regelmäßig im Schnee und meine Arme sind bald erschöpft vom Schieben. Immernoch nicht zum Aufgeben bereit, beschließe ich, dass ich meine Technik ändern muss. Ich packe mein Gepäck um, so dass zwei meiner Fahrradtaschen leer sind. Diese binde ich unter die Reifen. So gleitet das Fahrrad über den Schnee anstatt zu rollen. Es ist nicht unbedingt leicht das Fahrrad so zu transportieren, jedoch wesentlich effizienter als der Versuch es zu rollen. Mit dem Wunsch möglichst weit unterhalb des Gipfels zu schlafen, schiebe ich mein Fahrrad so noch ein paar Stunden in die Nacht hinein durch den Schnee. Für die Mühen werde ich mit einem wunderbaren Sonnenuntergang und einer schönen Vollmondnacht belohnt. Doch irgendwann muss ich Müdigkeit und Erschöpfung nachgeben und schlage mein Nachtlager im Schnee auf. Die Nacht ist bitterkalt und mir kommen Zweifel, ob das Ganze eine gute Idee war. Ich weiß nicht wirklich, wie weit es ist, bis ich einen schneefreien Bereich erreiche außerdem können sich die Schneebedingungen ändern und der Schnee weicher werden. So träume ich davon, wie ich ohne Essen, verloren durch den Schnee irre und schlafe äußerst schlecht und unruhig. Am Morgen halten die Zweifel an. Ich schaue mir die Strecke nochmal auf der Karte an und erwäge umzukehren. Beschließe jedoch, dass ich über den Punkt hinweg, der mir eine Umkehr erlaubt hätte. Zu meiner Erleichterung stelle ich allerdings fest, dass der Schnee über Nacht so fest gefroren ist, dass ich darauf fahren kann. Also breche ich möglichst schnell und ohne Frühstück auf, um der Sonne zuvorzukommen. Wesentlich leichter als befürchtet rolle ich so langsam auf dem Schneefeld den Berg runter. Und auch das Ende des Schnees kommt früher als gedacht und so bin ich erleichtert dieses Abenteuer überwunden zu haben. Der Rest des Tages ist leicht. Es geht runter bis auf 200 Höhenmeter währenddessen sich die Landschaft von Nadelwald zu saftigem Grün verändert. In Pablo Cendro frage ich bei einem Haus mit weitläufigen Gelände am Bach frage ich die Leute, ob ich dort campen darf. Nach längerem Zögern, gestatten sie es mir und zeigen mir ein paar schöne Plätze am Bach. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur und so nutze ich die Gelegenheit mich und meine Wäsche zu waschen. Kurz darauf tauchen die drei wieder auf. Mit einer Matratze und Kalifornischem Wein. Das ganze artet zu einer kleinen Party mit großem Lagerfeuer am Bach aus. Dazu kommt, dass es in dieser Nacht eine Mondfinsternis gibt, die wir gemeinsam beobachten. Und während ich mir mit einem Glas edelstem, kalifornischem Wein die Mondfinsternis anschaue, erinnere ich mich daran, dass ich vor 24 Stunden noch gedacht habe ich würde zu dieser Zeit hilflos im Schnee verhungern. Die nächsten beiden Tage geht es weiter Richtung Westen, wo ich mittlerweile in Hoopa angekommen und nur noch einen Katzensprung von der Westküste entfernt bin.


















 
 

1 Kommentar:

  1. zum Glueck hast Du auf den Cliffdrop mit dem Fahrrad dann doch verzichtet - waere ja schade um den guten Wein gewesen ;)
    Freue mich Dich bald hier in San Francisco begruessen zu koennen!

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