Am Tag nach
meiner Ankunft bei Alice bin ich von Charly und den anderen Bikern zum Barbecue
eingeladen. Ich verbinge die erste Hälfte des Tages lesenden im Garten von
Alice um mich dann zur Party aufzumachen. Die Stimmung ist wunderbar ausgelassen und das
Essen ist köstlich (was soll man von texanischem Barbecue auch anderes erwarten?).
Später, mit steigendem Alkoholpegel der Gäste, zeigen sich die Konflikte
innerhalb der Gruppe. Die Stimmung gibt und ich beschließe mich am frühen Abend
auf den Rückweg zu machen.
Nachdem ich
mittlerweile dachte, ich habe mich an die Wetterkuriositäten hier gewöhnt, werde
ich in der kommenden Nacht eines besseren belehrt. Am Samstag, beim Grillen
waren es noch 30 Grad und sonnig. Gegen Nachmittag des Sonntags kommt ein
kälter Wind auf und die Temperatur sinkt enorm. Die darauffolgende Nacht wird die
bisher kälteste. Wie ich im nachhinhein erfahre waren es -9 Grad. Meine Füße
schmerzen vond er Kälte in der Nacht und ich beschließe, dass ich mir dringend
warme Socken besorgen muss. Besonders schwer wird aber das verlassen des Zeltes.
Draußen pfeift der Wind so stark, dass er alle Kleidungsschichten durchdringt
und die kalte Luft an jeden Centimeter meiner Haut trägt. Ich wünsche mir in
diese Moment nichts sehnlicher als eine dicke Daunenjacke. Mit kalten,
zitternden Fingern und Handschuhen bereite ich mein Frühstück und packe die
Sachen zusammen. Frierend will ich nichts anderes als endlich loszufahren, um
durch die Bewegung etwas aufzuwärmen. Als ich endlich soweit bin stelle ich
fest, dass mein Fahrrad platt ist. Und als ich so durchgefroren dasitze und
frustriert anfange meine Reifen zu flicken, denke ich es kann nicht mehr
schlimmer kommen. Als dann noch einer der beiden Kunststoffreifenheber bricht,
bin ich den Tränen nahe und will nur noch ein Taxi rufen, dass mich nach Hause
bringt (blöd nur, dass ich weder ein funktionierendes Handy, noch eine
Taxinummer, noch ein zu Hause habe). Schließlich geht es los und die Bewegung
vertreibt die Kälte aus den Gliedern. Doch der Wind ist immer noch stark und
kalt und mir ist klar, dass das kein guter Tag wird. Bald stellt sich der
nächste Platten ein. Eine Erfahrung, die in den nächsten Tagen zur Gewohnheit
wird. Mein Hinterreifen hat seine Lebenszeit überschritten, zudem wimmelt es
hier in Westtexas von dornigen Pflanzen, gegen die selbst moderne Kewlarreifen
nicht helfen und die das große Leid aller Radreisenden hier sind. So mache ich
mich wieder daran in der Kälte einen Platten zu flicken und fasse den
Beschluss, lediglich die ca. 20 KM bis zum Amistad Lake fahre und mir dort eine
warme Unterkunft suche. Doch als ich das gegen Mittag endlich geschafft habe,
hat auch Petrus offensichtlich erbarmen. Der Wind nimmt ab und die Sonne kommt
raus. Und so wird aus dem Tag, der so schrecklich begonnen hat noch eing ganz
pasabler Fahrradtag. Der Amistad Lake ist einer der größeren in den USA und
definitiv sehenswert. Am Abend mahe ich auf einem Campingplatz noch ein
Schnäppchen, der Betreiber bietet mir (wohl auch aus Mitleid) eine urige
Ferienwohnung zum Preis des Zeltens an und so habe ich es in der Nacht schön
muckelig warm und kann mich ausbreiten.
Danach geht es
ein paar Tage durch das sonnige und teils windige Westtexas. Die Landschaft ist
wüstenartig, trocken, dorning und vor allem weitläufig. Die Berge hier steigen
sehr langsam an und man wundert sich, warum man so langsam fährt, weil man nicht
wirklich wahrnimmt, dass man nach oben fährt. So geht es langsam auf etwa 1300 Höhenmeter
nach Marathon. Hier gibt es ein schönes, verspieltes Hostel. Es besteht aus
mehreren Gebäuden die zum Teil etwas an Hundertwasserhäuser in klein erinnern. Da
das Hostel Fahrradfahrern die erste Nacht kostenlos anbietet, ist es ein
beliebter Zwischenstop für ebendiese. Und so kommen am selben Abend nach Adam
und Reed an, die von hier weiter nach Süden in den Big Bend Nationalpark
wollen. Adam stellt sich als hervorragender Koch und Reed als Künstler heraus,
der sich an einer der wenigen weißen Wände des Hostels verewigt. Wir alle
bleiben noch den nächsten Tag hier und am Abend findet sich eine ilustre Runde
aus interessanten Menschen zusammen. Neben den bereits erwähnten Adam und Reed,
gibt es einen Piolten, eine ehemals Sängerin aus der Tschescheslowakei, die zu
Zeiten der Sowjetunion international bekannt war und mehrere Radreisende.
super Kulisse!
AntwortenLöschenkc