Es fiel mir
tatsächlich etwas schwer Carols „Hütte“ am nächsten Morgen zu verlassen. Der
Ausblick war schön und das Wetter wunderbar. Dennoch zog es mich nach Austin,
von wo ich noch zwei Tage entfernt war. Schnell bereute ich, dass ich mich für
das Losfahren entschieden habe. Der Wind war stark und ich war unmotiviert. Ich
quälte mich recht lange gegen starken Wind und schaffte es so am ersten Tag die
halbe Strecke bis Austin hinter mich zu bringen. Im Bastrop State Park suche
ich mir einen Platz zum Campen. Der Wald hier wurde offensichtlich vor einiger
Zeit von einem Feuer heimgesucht. Es stehen noch etliche tote und
halbverbrannte Bäume zwischen den Lebenden. Eine gruselig, mystische Mischung
in der ich mich für die Nacht niederlassen will. Als ich gerade meinte meinen
Platz gefunden zu haben höre ich ein lautes Krachen und sehe wie in etwa 50m
Entfernung einer der Bäume in der Mitte durchbricht und der obere Teil auf den
Boden kracht. Offensichtlich sind diese toten Bäume nicht gerade windstabil.
Ich schaue mich um und sehe mich umgeben von einigen größeren Exemplaren.
Schnell entscheide ich mich doch nochmal auf die Suche nach einem Platz zu
gehen. Den ich unterhalb der Stromleitung finde. Alle Bäume, die die Stromleitung
treffen könnten, wurden offensichtlich aus eben dem obengenannten Grund
gefällt.
Der nächste Tag geht durch immer hügeligere Landschaften bis nach Austin. Ich halte spontan beim ersten Biergarten an um eine Pause zu machen und fühle mich in der Stadt direkt wohl. Sie erscheint mir jung und lebhaft kombiniert mit netten Menschen und schöner Landschaft. Da ich noch keine Unterkunft habe löse ich meinen Hilton-Gutschein ein und verbringe eine Nacht etwas pompöser, als ich es gewohnt bin. Für große Erkundungstouren bin ich zu müde und verschiebe das auf den nächsten Tag. Dieser beginnt mit einem guten Frühstück, dem die Erkundungstour durch die Stadt folgt. Ich schaue mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an und gegend Abend gehe ich auf der 6th Street spazieren. Dem (Touri-)Kneipenviertel in Austin schlechthin. Aus jeder Bar kommt Live-Musik und man muss sich nur aussuchen, was einem am besten gefällt. Ich bin jedoch etwas später mit Eric verabredet, der mich für die kommenden zwei Nächte aufnimmt. Eric stellt sich als etwas verrückter Partylöwe heraus. Mit dem man aber auch interessante Diskussionen führen kann. Also genau das richtige, für ein Wochenende in der Stadt. Sowohl Freitag als auch Samstagabend geht es mit Eric also zu Konzerten und ich genieße die Abwechslung zum Fahrradfahren.
Weiter geht es durch die kleinen Berge, die bis auf etwa 600 Höhenmeter hochgehen. Nach einem Tag wildcampen komme ich bei Fred und Janice unter. Fred ist Rentner und nutzt seine Zeit, um ein Fahrrad zu entwickeln, dass von Beinen und Armen gleichzeitig angetrieben wird. Er zeigt mir den ersten vielversprechenden, aber leider noch nicht fahrbereiten Prototypen und erklärt einiges zu der Technik (Details werden zum Schutze des Erfinders natürlich nicht verraten J). Am nächsten Tag bin ich erneut Zeuge von einer der Wetterkuriositäten, die hier offensichtlich nicht ungewöhnlich sind. Nach dem Dienstags noch wunderschönes Wetter war, fällt am Mittwoch die Temperatur wieder massiv. Es geht runter bis in den Minusbereich und ich beschließe den Tag bei Fred und Janice zu bleiben.
Am nächsten Tag ist optimales Fahrradwetter und ich fahre durch die bisher schönste Landschaft. Entsprechend gut ist die Stimmung und ich erfreue mich an den anstrengenden Aufstiegen und schnellen Abfahrten. Gecampt wird mit wunderbarer Aussicht ins Tal. Bei Nebel geht es am nächsten morgen die Abfahrt herunter, doch schon bald weicht der Nebel der Sonne und es wird schon fast etwas zu warm. Die Lanschaft bleibt schön wie am Vortag und in Camp Woods lege ich eine späte Mittagspause ein. Hier lerne ich Charly und ein paar andere Biker kennen. Charly hat nach einem Unfall zur Rehabilitation zwei mehrmonatige Radtouren durch die USA gemacht und nachdem sein Bein geheilt war sein Fahrrad wieder gegen ein Motorrad getauscht. Ich verbringe die ausgedehnte Mittagspause mit ihm und seinen Freunden und wir treffen usn etwas später nochmal an einem Damm, den die Orsansässigen als Erholungsgebiet nutzen. Dann geht es für mich bis Montelle weiter. Wo ich bei Alice unterkomme. Sie ist selbst nicht zu Hause, ich lerne aber ihre Untermieter kennen, die mich auch spontan zum Abendessen einladen.