Die Unterkunft im Turtle Beach Resort
habe ich genutzt, um etwas auszuspannen und im Meer baden zu gehen.
Außerdem gab es noch einen kleinen Bootsausflug. Dann ging es weiter
nach Sur. Ich konnte mich erst spät vom gemütlichen Resort
losreisen, bin dann aber zügig durchgefahren. Unterwegs begegnet mir
noch ein Gruppe, offensichtlich ziemlich wohlhabender, Leute aus Abu
Dhabi. Sie fahren eine ganze Weile neben mir her und sind
interessiert an der Art zu Reisen. Bis sie schließlich Richtung
Dubai weiterfahren. Jedoch nicht ohne mir vorher ihre Visitenkarte zu
geben und mir zu versichern, dass ich sie, egal was ich brauche, egal
wo ich bin, anrufen kann. In Sur komme ich bei Nick unter. Wir nutzen
die Gelegenheit, um in einer Hotelbar noch etwas zu trinken. Das
Omaner Nachtleben hält was es verspricht – nichts. In der laut
Nick so ziemlich einzigen Bar in Sur, in der man Bier trinken kann,
ist wenig los und keinerlei Stimmung.
Am nächsten morgen geht es dann
weiter. Ab jetzt ist die nächste größere Stadt vor mir Muscat.
Was, obwohl noch fast eine Woche Zeit ist, dafür sorgt, dass in mir
das Gefühl aufkeimt, dass die Reise ihrem Ende zu geht. Ziel für
diesen Tag war es nur 40km bis zum Wadi Shab zu fahren. Ich mache
jedoch noch einen Abstecher ins Wadi Tiwi. Es geht ein paar Kilometer
in die Berge hinein. Der Abstecher hat sich gelohnt. Die Straße ist
die schönste, auf der ich bisher gefahren bin. Ich fahre durch
kleine, malerische Dörfer, entlang von Palmen und umgeben von
gigantischen Bergen. Allerdings ist es auch die schwierigste. Selbst
auf Asphalt ist die Straße zum Teil so steil, dass ich schieben
muss. Teilweise muss ich sogar meine Sandalen ausziehen, da ich sonst
beim Schieben wegrutsche. Als die Straße aus dem Wadi rausführt,
beschließe ich den Abstecher zu beenden und zurück in Richtung Wadi
Shab zu fahren. Auch Wadi Shab ist ein landschaftliches Highlight.
Über mehrere Becken erstreckt sich das Wasser, bis zu einer Grotte
(in die man nur kommt, wenn man ca. vier Meter unter einem Felsen
durchtaucht), in der sich ein Wasserfall ergießt. Zufrieden und
erschöpft gehe ich an diesem Tag schlafen. Nach zwei eher faulen
Tagen, habe ich mich an diesem Tag sowohl körperlich wieder
gefordert, als auch schönste Natur erlebt.
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Nick und ich bei der Verabschiedung in Sur |
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Die Mündung des Wadi Tiwis ins Meer |
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Ausflug ins Wadi Tiwi |
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Park in der Nähe von Dhabab |
Die nächsten beiden Tage kämpfe ich
mich gegen den Wind nach Muscat. Es geht teilweise eine wunderschöne
Küstenstraße entlang. Auch in die Berge führt mich der Weg
nochmals, so dass ich auch am Ende meiner Radtour noch einiges an
landschaftlicher Abwechslung habe. Außerdem stoppe ich, auf
Empfehlung von Erst, unterwegs in einem unscheinbaren Park. Dort
verbirgt sich hinter einer Mauer eine ca. 20 Meter tiefes, mit Wasser
gefülltes Loch. An den Wänden versuche ich meine Kletterkünste,
was mich immer wieder ins Wasser fallen lässt (sonderlich weit komme
ich nicht). In Muscat angekommen, kontaktiere ich den Scheich aus
Dubai. Wie er es schon für Ernst getan hat, bringt er auch mich in
einem Appartment unter, dass zu seiner Firma gehört. In Muscat merke
ich schnell, dass mich an dieser Stadt wenig reizt und ich grübel,
wie ich die restlichen Tage verbringen soll. Schließlich beschließe
ich mich zu einer zweitägigen Wanderung. Ich rufe Mohammed an, um
mir von ihm einen Rucksack zu leihen. Er selbst ist leider nicht da,
aber seine Frau hilft mir weiter. So geht es schon am nächsten Tag
wieder zurück Richtung Sur. Diesmal allerdings mit dem Bus. Ich
kontaktiere Nick, der kurzentschlossen mitkommt. Am Abend komme ich
bei ihm an und wir brechen am nächsten Morgen gemeinsam sehr früh
auf. Bbis zum Wadi Tiwi trempen wir, von wo ein Wanderweg durch die
Berge bis zum Wadi Bani Khalid führt. Am Beginn des Weges findet
sich ein Schild, mit einer kurzen Beschreibung. 28km, 2000 Höhenmeter
und 17 Stunden Wanderungen liegen demnach vor uns. Mit schwerem
Gepäck (alleine 8 Liter Wasser pro Person), einem nicht passenden
Rucksack, der schwer auf den Schultern liegt und ungeeigneten Schuhen
geht es los. Direkt zu Beginn startet ein steiler Aufstieg. Auch
zeigt sich schon früh, dass die Wegmarkierungen nicht immer so klar
gesetzt sind, wie man es sich wünschen würde. Häufig müht man
sich auf dem vermeintlich richtigen Weg ab, um dann irgendwann den
tatsächlichen Weg wieder zu finden und fest zu stellen, dass es
wesentlich einfacher gewesen wäre. Auch knallt die Sonne
unerbärmlich und es fehlt, im Vergleich zum Radfahren, der kühlende
Fahrtwind. Aber trotz all der Anstrengung und der widrigen
Bedingungen macht mir das Wandern Spaß und bietet eine gelungene
Abwechslung. Wir schaffen es am ersten Tag bis auf ein Hochplateau
auf etwa 2.000m Höhe. Hier führt der Wanderweg für ein Stück
entlang einer „Straße“. Dort finden wir einen Haufen von
Mauersteinen. Spontan beschließen wir uns ein eigenes „Haus“ zu
bauen. Während ich auf zwei Zimmer plus Küche und Bad bestehe,
denkt Nick eher puristisch. Nick setzt sich durch und unser „Haus“
hat letztlich nur ein Esszimmer (mit zwei Stühlen), dass später zum
Schlafzimmer umfunktioniert wird. Nachdem wir am ersten Tag den
Großteil des Aufstieges überwunden haben, fängt der zweite Tag
einfach an. Als es an den Abstieg geht, wird es dafür um so
schwieriger. Lange geht es steil, auf schlechtem Gelände bergab. Mit
meinen normalen Straßenschuhen rutsche ich häufig weg. Außerdem
schlagen wir uns immer häufiger mit dem Problem rum, dass wir die
Wegmarkierungen nicht finden. Das führt manchmal zu langen,
kräftezehrenden Suchen nach dem richtigen Weg. Etwa 600 Höhenmeter
vor dem Ziel sind meine Beine schon so erschöpft, dass die Muskeln
anfangen zu zittern. Allerdings sind unsere Wasservorräte auch schon
so zur Neige gegangen, dass eine längere Pause nicht in Frage kommt.
Die letzten Stunden des Abstieges werden zur Qual. Jeder einzelne
Schritt schmerzt und ich muss ständig aufpassen, dass ich nicht
ernsthaft ausrutsche. Die Sonne trägt zusätzlich noch ihren Teil
bei. Im Geiste male ich mir schon mehrere Notfallszenarien aus, in
denen ich mir den Knöchel breche und Nick Hilfe holen muss. Als wir
im Wadi Bani Khalid ankommen bin ich vollkommen überhitzt und meine
Kräfte so am Ende, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten
kann. Doch als Belohnung gibt es ein kühlendes Bad im Wadi und
anschließend ein ordentliches Essen. Nach angemessener Erholung
machen wir uns auf den Heimweg. Ich nach Muscat und Nick nach Sur.
Wir beide trempen und finden auch, wie im Oman gewohnt, schnell eine
Mitfahrgelegenheit. In Muscat angekommen, merke ich dass mich die
Sonne tatsächlich stark mit genommen hat. Kopfschmerzen kündigen
einen ordentlichen Sonnenstich an. Dieser soll mich auch die Nacht
über wachhalten und noch am nächsten Tag quälen. Trotz
Sonnenstich, schaue ich mir am letzten Tag meines Urlaubs noch die
Grande Mosque und den Markt in Muscat an. Danach mache ich mich an
das organisieren der Heimreise, was sich als leichter als befürchtet
herrausstellt. Die Firma des Scheichs organisieren mir ein paar
Arbeiter, die sich darum kümmern mein Fahrrad einzupacken und einen
Pick-Up, der mich mitsamt Fahrrad an den Flughafen bringt.
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Bauen des Nachtquartiers |
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Stolze "Hausbesitzer" |
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Glückliche Ankunft im Wadi Bani Khalid |
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