Samstag, 17. März 2012

Radfahren und Wandern


Die Unterkunft im Turtle Beach Resort habe ich genutzt, um etwas auszuspannen und im Meer baden zu gehen. Außerdem gab es noch einen kleinen Bootsausflug. Dann ging es weiter nach Sur. Ich konnte mich erst spät vom gemütlichen Resort losreisen, bin dann aber zügig durchgefahren. Unterwegs begegnet mir noch ein Gruppe, offensichtlich ziemlich wohlhabender, Leute aus Abu Dhabi. Sie fahren eine ganze Weile neben mir her und sind interessiert an der Art zu Reisen. Bis sie schließlich Richtung Dubai weiterfahren. Jedoch nicht ohne mir vorher ihre Visitenkarte zu geben und mir zu versichern, dass ich sie, egal was ich brauche, egal wo ich bin, anrufen kann. In Sur komme ich bei Nick unter. Wir nutzen die Gelegenheit, um in einer Hotelbar noch etwas zu trinken. Das Omaner Nachtleben hält was es verspricht – nichts. In der laut Nick so ziemlich einzigen Bar in Sur, in der man Bier trinken kann, ist wenig los und keinerlei Stimmung.
Am nächsten morgen geht es dann weiter. Ab jetzt ist die nächste größere Stadt vor mir Muscat. Was, obwohl noch fast eine Woche Zeit ist, dafür sorgt, dass in mir das Gefühl aufkeimt, dass die Reise ihrem Ende zu geht. Ziel für diesen Tag war es nur 40km bis zum Wadi Shab zu fahren. Ich mache jedoch noch einen Abstecher ins Wadi Tiwi. Es geht ein paar Kilometer in die Berge hinein. Der Abstecher hat sich gelohnt. Die Straße ist die schönste, auf der ich bisher gefahren bin. Ich fahre durch kleine, malerische Dörfer, entlang von Palmen und umgeben von gigantischen Bergen. Allerdings ist es auch die schwierigste. Selbst auf Asphalt ist die Straße zum Teil so steil, dass ich schieben muss. Teilweise muss ich sogar meine Sandalen ausziehen, da ich sonst beim Schieben wegrutsche. Als die Straße aus dem Wadi rausführt, beschließe ich den Abstecher zu beenden und zurück in Richtung Wadi Shab zu fahren. Auch Wadi Shab ist ein landschaftliches Highlight. Über mehrere Becken erstreckt sich das Wasser, bis zu einer Grotte (in die man nur kommt, wenn man ca. vier Meter unter einem Felsen durchtaucht), in der sich ein Wasserfall ergießt. Zufrieden und erschöpft gehe ich an diesem Tag schlafen. Nach zwei eher faulen Tagen, habe ich mich an diesem Tag sowohl körperlich wieder gefordert, als auch schönste Natur erlebt.

Nick und ich bei der Verabschiedung in Sur


Die Mündung des Wadi Tiwis ins Meer

Ausflug ins Wadi Tiwi

Park in der Nähe von Dhabab



Die nächsten beiden Tage kämpfe ich mich gegen den Wind nach Muscat. Es geht teilweise eine wunderschöne Küstenstraße entlang. Auch in die Berge führt mich der Weg nochmals, so dass ich auch am Ende meiner Radtour noch einiges an landschaftlicher Abwechslung habe. Außerdem stoppe ich, auf Empfehlung von Erst, unterwegs in einem unscheinbaren Park. Dort verbirgt sich hinter einer Mauer eine ca. 20 Meter tiefes, mit Wasser gefülltes Loch. An den Wänden versuche ich meine Kletterkünste, was mich immer wieder ins Wasser fallen lässt (sonderlich weit komme ich nicht). In Muscat angekommen, kontaktiere ich den Scheich aus Dubai. Wie er es schon für Ernst getan hat, bringt er auch mich in einem Appartment unter, dass zu seiner Firma gehört. In Muscat merke ich schnell, dass mich an dieser Stadt wenig reizt und ich grübel, wie ich die restlichen Tage verbringen soll. Schließlich beschließe ich mich zu einer zweitägigen Wanderung. Ich rufe Mohammed an, um mir von ihm einen Rucksack zu leihen. Er selbst ist leider nicht da, aber seine Frau hilft mir weiter. So geht es schon am nächsten Tag wieder zurück Richtung Sur. Diesmal allerdings mit dem Bus. Ich kontaktiere Nick, der kurzentschlossen mitkommt. Am Abend komme ich bei ihm an und wir brechen am nächsten Morgen gemeinsam sehr früh auf. Bbis zum Wadi Tiwi trempen wir, von wo ein Wanderweg durch die Berge bis zum Wadi Bani Khalid führt. Am Beginn des Weges findet sich ein Schild, mit einer kurzen Beschreibung. 28km, 2000 Höhenmeter und 17 Stunden Wanderungen liegen demnach vor uns. Mit schwerem Gepäck (alleine 8 Liter Wasser pro Person), einem nicht passenden Rucksack, der schwer auf den Schultern liegt und ungeeigneten Schuhen geht es los. Direkt zu Beginn startet ein steiler Aufstieg. Auch zeigt sich schon früh, dass die Wegmarkierungen nicht immer so klar gesetzt sind, wie man es sich wünschen würde. Häufig müht man sich auf dem vermeintlich richtigen Weg ab, um dann irgendwann den tatsächlichen Weg wieder zu finden und fest zu stellen, dass es wesentlich einfacher gewesen wäre. Auch knallt die Sonne unerbärmlich und es fehlt, im Vergleich zum Radfahren, der kühlende Fahrtwind. Aber trotz all der Anstrengung und der widrigen Bedingungen macht mir das Wandern Spaß und bietet eine gelungene Abwechslung. Wir schaffen es am ersten Tag bis auf ein Hochplateau auf etwa 2.000m Höhe. Hier führt der Wanderweg für ein Stück entlang einer „Straße“. Dort finden wir einen Haufen von Mauersteinen. Spontan beschließen wir uns ein eigenes „Haus“ zu bauen. Während ich auf zwei Zimmer plus Küche und Bad bestehe, denkt Nick eher puristisch. Nick setzt sich durch und unser „Haus“ hat letztlich nur ein Esszimmer (mit zwei Stühlen), dass später zum Schlafzimmer umfunktioniert wird. Nachdem wir am ersten Tag den Großteil des Aufstieges überwunden haben, fängt der zweite Tag einfach an. Als es an den Abstieg geht, wird es dafür um so schwieriger. Lange geht es steil, auf schlechtem Gelände bergab. Mit meinen normalen Straßenschuhen rutsche ich häufig weg. Außerdem schlagen wir uns immer häufiger mit dem Problem rum, dass wir die Wegmarkierungen nicht finden. Das führt manchmal zu langen, kräftezehrenden Suchen nach dem richtigen Weg. Etwa 600 Höhenmeter vor dem Ziel sind meine Beine schon so erschöpft, dass die Muskeln anfangen zu zittern. Allerdings sind unsere Wasservorräte auch schon so zur Neige gegangen, dass eine längere Pause nicht in Frage kommt. Die letzten Stunden des Abstieges werden zur Qual. Jeder einzelne Schritt schmerzt und ich muss ständig aufpassen, dass ich nicht ernsthaft ausrutsche. Die Sonne trägt zusätzlich noch ihren Teil bei. Im Geiste male ich mir schon mehrere Notfallszenarien aus, in denen ich mir den Knöchel breche und Nick Hilfe holen muss. Als wir im Wadi Bani Khalid ankommen bin ich vollkommen überhitzt und meine Kräfte so am Ende, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. Doch als Belohnung gibt es ein kühlendes Bad im Wadi und anschließend ein ordentliches Essen. Nach angemessener Erholung machen wir uns auf den Heimweg. Ich nach Muscat und Nick nach Sur. Wir beide trempen und finden auch, wie im Oman gewohnt, schnell eine Mitfahrgelegenheit. In Muscat angekommen, merke ich dass mich die Sonne tatsächlich stark mit genommen hat. Kopfschmerzen kündigen einen ordentlichen Sonnenstich an. Dieser soll mich auch die Nacht über wachhalten und noch am nächsten Tag quälen. Trotz Sonnenstich, schaue ich mir am letzten Tag meines Urlaubs noch die Grande Mosque und den Markt in Muscat an. Danach mache ich mich an das organisieren der Heimreise, was sich als leichter als befürchtet herrausstellt. Die Firma des Scheichs organisieren mir ein paar Arbeiter, die sich darum kümmern mein Fahrrad einzupacken und einen Pick-Up, der mich mitsamt Fahrrad an den Flughafen bringt.

Bauen des Nachtquartiers

Stolze "Hausbesitzer"

Glückliche Ankunft im Wadi Bani Khalid


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