Donnerstag, 8. März 2012

Am Meer


In Nizwa haben wir uns noch gemeinsam den Ziegenmarkt angeschaut. Hier werden Kühe und Ziegen feil geboten, indem sie durch die Menge geführt und angepriesen werden. Danach ging es weiter, das erste Stück noch gemeinsam, dann bei Izki trennten sich unsere Wege. Für mich begann nun ein neuer Abschnitt, nach zwei Wochen gemeinsam mit meinem Bruder lagen weitere zwei Wochen ohne Gesellschaft vor mir. Ich nutzte die neue Flexibilität schon in der darauffolgenden Nacht. Ich war früh schlafen gegangen und wachte gegen drei Uhr Nachts auf. Da ich mich recht wach fühlte, die Landschaft auf dem Abschnitt nicht viel neues versprach und die Hitze tagsüber mittlerweile so groß ist, dass man kaum fahren kann, beschloss ich eine Nachtradtour zu machen. Ich brach also mitten in der Nacht auf und radelte unter schönem Sternenhimmel ein paar Stunden im Dunkeln. Noch vor Sonnenaufgang holte mich die Müdigkeit wieder ein und ich legte mich erneut kurz schlafen. Schließlich ging es weiter, das Ziel war über Qabil nach Bidiyah zu fahren. Dank der nächtlichen Zusatzkilometer, rückte Qabil, was eigentlich für den nächsten Tag geplant war, auch schon an diesem Tag erreichbar nah. Ein Wegweißer zeigte über eine Schotterpiste den Weg nach Qabil an, die Richtung machte mich stutzig, da sie nicht meiner Karte entsprach. Doch ich vertraute auf den Wegweiser und wurde auch bald bestätigt, da weitere Wegweißer nach Qabil mich leiten sollten. Die Schotterpiste erwieß sich zunehmend als schwierig, teilweise stark versandet und mit viel Wellblech kämpfte ich mich langsam voran. Es dauert ein paar Stunden, bis ich schließlich Qabil erreichte. Doch muss ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass es zwei Qabil gibt und ich zu dem falschen gefahren war. Mittlerweile ist fast dunkel und ich bin etwa so weit von Qabil entfernt, wie nach meinen nächtlichen Extrakilometern. Der Weg den ich jetzt nehmen müsste entspräch zu einem großen Teil dem, den ich bereits gefahren bin und so beschließe ich mich mitnehmen zu lassen. Die guten Erfahrungen die auch Ernst schon gemacht hat, wiederholen sich bei mir. Schnell werde ich von zwei Englischstudenten aufgesammelt. Sie wohnen in Ibra, ein Stück nördlich von Qabil und fast auf meiner Strecke. Letztlich bieten sie mir an bei ihnen zu übernachten, was ich gerne annehme. Ahmed, einer der beiden Studenten, macht Kunst aus Kamelknochen und ich habe die Ehre ihm dabei zuschuen zu dürfen. Die Nacht verbringe ich dann in der omanischen Studenten-WG, die nur aus einem Zimmer für 4 Personen besteht. Morgens werde ich noch zur Hauptstraße gebracht und dann geht es weiter Richtung Bidiyah.
Ziegenmarkt in Nizwa

Souk in Nizwa

Eine Kamellrennbahn

Ahmend macht Kunst aus Kamelknochen

Von dort habe ich geplant eine Jeeptour in die Wüste zu machen und eventuell eine Nacht in der Wüste zu schlafen. In Bidiyah angekommen, bekomme ich eine sms von Ernst. Er hat in Muscat den Dubaier Scheich kontaktiert und über ihn einen Guide für einen Wüstentrip organisiert. Das passt perfekt in meine Planung. Die beiden sammeln mich am nächsten Morgen auf und gemeinsam geht es in die Wüste. Wir erleben eine atemberaubende und ganz andere Landschaft. Riesige Dünen umgeben uns und wir erklimmen einige davon mit dem Jeep. Leider gehen die Akkus unserer beiden Kameras ausgerechnet jetzt zeitgleich leer, so dass wir nur wenige Fotos machen können. Der Guide fährt einige gekonnte Manöver im Sand, doch dann passiert es. Wir driften seitlich durch den Sand und stoßen dabei mit dem Hinterrad gegen hartes Wurzelwerk. Danach ein flappendes Geräusch vom Hinterrad: Der Reifen ist von der Felge gesprungen. Unglücklicherweise stellt sich zusätzlich heraus, dass das notwendige Werkzeug zum Reparieren nicht im Gepäck ist (was dem Guide offensichtlich peinlich ist). Per Handy wird ein anderer Jeep gerufen, der uns weiterhilft und so können wir den Schaden beheben. Nach einer aufregenden aber leider kurzen Tour durch die Wüste, fahren wir noch gemeinsam zum Wadi Bani Khalid. Ein touristisch sehr erschlossenes Wadi (=Oase). Einige internationale Touristen tummeln sich hier und sogar ein Retaurant gibt es. Hier verabschiede ich mich erneut von Ernst und bleibe für die Nacht. Nach etwa 2,5 Wochen neigt sich der erste Tag ohne Fahrradfahren dem Ende zu. Ich verspüre aber noch einen gewissen Bewegungsdrang und mache deswegen noch einen längeren Spaziergang in den ans Wadi angeschlossenen Canyon. Später, als ich zurückkommen bin, hat sich das Bild etwas geändert. Die Touristen sind abgezogen, dafür sind einige Einheimische aufgetaucht die grillen und Fußball spielen.




Am nächsten Tag nutze ich die Gelegenheit morgens nochmal schwimmen zu gehen bevor es los geht. Ohne besondere Ereignisse komme ich durch eine bekannte Landschaft an diesem Tag bis Al Kamil. Am nächsten Tag lautet das Ziel zum Meer zu kommen In einer Pause, hält ein Engländer („Nick“) an. Er ist selber Radfahrer und lebt zu Zeit in Oman ein. Er läd mich ein bei ihm unterzukommen, sobald ich in Sur bin. Etwas später stoße ich erneut auf Engländer. Ein englisches Päärchen, kommt mir auf dem Fahrrad entgegen. Wir tauschen uns etwas aus und sie warnen mich vor dem Wind der mich erwartet. Noch am selben Tag soll ich ihn zu spüren bekommen. Je näher ich der Küste komme, um so stärker wird der Wind, sandige Böen peitschen mir schmerzhaft ins Gesicht und ich kämpfe hart mit dem vorankommen. Ich zweifel schon daran, ob ich das Meer erreiche, doch die Motivation ist groß und so zwinge ich die letzte Kraft aus den Muskeln. Schließlich liegt es vor mir. Wellig vom Wind tut es sich auf, ich sitze da und starre auf die Wellen. Bevor ich mich in der Nähe des Strandes erschöpft schlafen lege.



Entlang wunderschöner Strände und durch ein paar kleinere Dörfer, allerdings gegen den Wind geht es am nächsten Tag. Abgesehen von der schönen Landschaft scheint erneut ein eher ereignisloser Tag zu Ende zu gehen. Doch als ich schon fast mit der Suche nach einem Nachtquartier anfangen will, treffe ich an einer Tankstelle auf einem Algerier (Mohammed), der eine Tourismusfirma im Oman hat. Er ist gemeinsam mit einem Deutsch-Franzosen unterwegs und die beiden laden mich auf eine Party ein. Das „Turtle Beach Resort“ ganz in der Nähe feiert Geburtstag und hat einige Leute aus dem Bereich Tourismus eingeladen.  Mohammed stellt mich als sein Fahrradguide vor und ich bekomme ein Zimmer gestellt. Nach einer langer Zeit gibt es hier wieder Musik, viele Menschen und Bier. Dazu ein super gutes Buffet und das alles direkt im Strand. Nachdem ich gerade angefangen habe mich etwas einsam zu fühlen, die perfekte Abwechslung. Zufällig treffe ich Nick wieder, der auch eingeladen ist, jedoch schon früh wieder verschwindet. Hier bin ich jetzt und werde erstmal die Zeit in der Sonne und das Meer genießen, bevor es weiter nach Sur geht.




1 Kommentar:

  1. Immer wieder schön von Dir zu lesen.
    Viel Spaß weiterhin!
    Grus
    Strinz

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