In Nizwa haben wir uns noch gemeinsam
den Ziegenmarkt angeschaut. Hier werden Kühe und Ziegen feil
geboten, indem sie durch die Menge geführt und angepriesen werden.
Danach ging es weiter, das erste Stück noch gemeinsam, dann bei
Izki trennten sich unsere Wege. Für mich begann nun ein neuer
Abschnitt, nach zwei Wochen gemeinsam mit meinem Bruder lagen weitere
zwei Wochen ohne Gesellschaft vor mir. Ich nutzte die neue
Flexibilität schon in der darauffolgenden Nacht. Ich war früh
schlafen gegangen und wachte gegen drei Uhr Nachts auf. Da ich mich
recht wach fühlte, die Landschaft auf dem Abschnitt nicht viel neues
versprach und die Hitze tagsüber mittlerweile so groß ist, dass man
kaum fahren kann, beschloss ich eine Nachtradtour zu machen. Ich
brach also mitten in der Nacht auf und radelte unter schönem
Sternenhimmel ein paar Stunden im Dunkeln. Noch vor Sonnenaufgang
holte mich die Müdigkeit wieder ein und ich legte mich erneut kurz
schlafen. Schließlich ging es weiter, das Ziel war über Qabil nach
Bidiyah zu fahren. Dank der nächtlichen Zusatzkilometer, rückte
Qabil, was eigentlich für den nächsten Tag geplant war, auch schon
an diesem Tag erreichbar nah. Ein Wegweißer zeigte über eine
Schotterpiste den Weg nach Qabil an, die Richtung machte mich
stutzig, da sie nicht meiner Karte entsprach. Doch ich vertraute auf
den Wegweiser und wurde auch bald bestätigt, da weitere Wegweißer
nach Qabil mich leiten sollten. Die Schotterpiste erwieß sich
zunehmend als schwierig, teilweise stark versandet und mit viel
Wellblech kämpfte ich mich langsam voran. Es dauert ein paar
Stunden, bis ich schließlich Qabil erreichte. Doch muss ich zu
meinem Entsetzen feststellen, dass es zwei Qabil gibt und ich zu dem
falschen gefahren war. Mittlerweile ist fast dunkel und ich bin etwa
so weit von Qabil entfernt, wie nach meinen nächtlichen
Extrakilometern. Der Weg den ich jetzt nehmen müsste entspräch zu
einem großen Teil dem, den ich bereits gefahren bin und so
beschließe ich mich mitnehmen zu lassen. Die guten Erfahrungen die
auch Ernst schon gemacht hat, wiederholen sich bei mir. Schnell werde
ich von zwei Englischstudenten aufgesammelt. Sie wohnen in Ibra, ein
Stück nördlich von Qabil und fast auf meiner Strecke. Letztlich
bieten sie mir an bei ihnen zu übernachten, was ich gerne annehme.
Ahmed, einer der beiden Studenten, macht Kunst aus Kamelknochen und
ich habe die Ehre ihm dabei zuschuen zu dürfen. Die Nacht verbringe
ich dann in der omanischen Studenten-WG, die nur aus einem Zimmer für
4 Personen besteht. Morgens werde ich noch zur Hauptstraße gebracht
und dann geht es weiter Richtung Bidiyah.
Ziegenmarkt in Nizwa |
Souk in Nizwa |
Eine Kamellrennbahn |
Ahmend macht Kunst aus Kamelknochen |
Von dort habe ich geplant
eine Jeeptour in die Wüste zu machen und eventuell eine Nacht in der
Wüste zu schlafen. In Bidiyah angekommen, bekomme ich eine sms von
Ernst. Er hat in Muscat den Dubaier Scheich kontaktiert und über ihn
einen Guide für einen Wüstentrip organisiert. Das passt perfekt in
meine Planung. Die beiden sammeln mich am nächsten Morgen auf und
gemeinsam geht es in die Wüste. Wir erleben eine atemberaubende und
ganz andere Landschaft. Riesige Dünen umgeben uns und wir erklimmen
einige davon mit dem Jeep. Leider gehen die Akkus unserer beiden
Kameras ausgerechnet jetzt zeitgleich leer, so dass wir nur wenige
Fotos machen können. Der Guide fährt einige gekonnte Manöver im
Sand, doch dann passiert es. Wir driften seitlich durch den Sand und
stoßen dabei mit dem Hinterrad gegen hartes Wurzelwerk. Danach ein
flappendes Geräusch vom Hinterrad: Der Reifen ist von der Felge
gesprungen. Unglücklicherweise stellt sich zusätzlich heraus, dass
das notwendige Werkzeug zum Reparieren nicht im Gepäck ist (was dem
Guide offensichtlich peinlich ist). Per Handy wird ein anderer Jeep
gerufen, der uns weiterhilft und so können wir den Schaden beheben.
Nach einer aufregenden aber leider kurzen Tour durch die Wüste,
fahren wir noch gemeinsam zum Wadi Bani Khalid. Ein touristisch sehr
erschlossenes Wadi (=Oase). Einige internationale Touristen tummeln
sich hier und sogar ein Retaurant gibt es. Hier verabschiede ich mich
erneut von Ernst und bleibe für die Nacht. Nach etwa 2,5 Wochen
neigt sich der erste Tag ohne Fahrradfahren dem Ende zu. Ich verspüre
aber noch einen gewissen Bewegungsdrang und mache deswegen noch einen
längeren Spaziergang in den ans Wadi angeschlossenen Canyon. Später,
als ich zurückkommen bin, hat sich das Bild etwas geändert. Die
Touristen sind abgezogen, dafür sind einige Einheimische aufgetaucht
die grillen und Fußball spielen.
Am nächsten Tag nutze ich die
Gelegenheit morgens nochmal schwimmen zu gehen bevor es los geht.
Ohne besondere Ereignisse komme ich durch eine bekannte Landschaft an
diesem Tag bis Al Kamil. Am nächsten Tag lautet das Ziel zum Meer zu
kommen In einer Pause, hält ein Engländer („Nick“) an. Er ist
selber Radfahrer und lebt zu Zeit in Oman ein. Er läd mich ein bei
ihm unterzukommen, sobald ich in Sur bin. Etwas später stoße ich
erneut auf Engländer. Ein englisches Päärchen, kommt mir auf dem
Fahrrad entgegen. Wir tauschen uns etwas aus und sie warnen mich vor
dem Wind der mich erwartet. Noch am selben Tag soll ich ihn zu spüren
bekommen. Je näher ich der Küste komme, um so stärker wird der
Wind, sandige Böen peitschen mir schmerzhaft ins Gesicht und ich
kämpfe hart mit dem vorankommen. Ich zweifel schon daran, ob ich das
Meer erreiche, doch die Motivation ist groß und so zwinge ich die
letzte Kraft aus den Muskeln. Schließlich liegt es vor mir. Wellig
vom Wind tut es sich auf, ich sitze da und starre auf die Wellen.
Bevor ich mich in der Nähe des Strandes erschöpft schlafen lege.
Entlang wunderschöner Strände und
durch ein paar kleinere Dörfer, allerdings gegen den Wind geht es am
nächsten Tag. Abgesehen von der schönen Landschaft scheint erneut
ein eher ereignisloser Tag zu Ende zu gehen. Doch als ich schon fast
mit der Suche nach einem Nachtquartier anfangen will, treffe ich an
einer Tankstelle auf einem Algerier (Mohammed), der eine
Tourismusfirma im Oman hat. Er ist gemeinsam mit einem
Deutsch-Franzosen unterwegs und die beiden laden mich auf eine Party
ein. Das „Turtle Beach Resort“ ganz in der Nähe feiert
Geburtstag und hat einige Leute aus dem Bereich Tourismus eingeladen.
Mohammed stellt mich als sein Fahrradguide vor und ich bekomme ein
Zimmer gestellt. Nach einer langer Zeit gibt es hier wieder Musik,
viele Menschen und Bier. Dazu ein super gutes Buffet und das alles
direkt im Strand. Nachdem ich gerade angefangen habe mich etwas
einsam zu fühlen, die perfekte Abwechslung. Zufällig treffe ich
Nick wieder, der auch eingeladen ist, jedoch schon früh wieder
verschwindet. Hier bin ich jetzt und werde erstmal die Zeit in der
Sonne und das Meer genießen, bevor es weiter nach Sur geht.
Immer wieder schön von Dir zu lesen.
AntwortenLöschenViel Spaß weiterhin!
Grus
Strinz