Nach langer Pause
schreibe ich mal wieder. Leider ist vieles schon etwas in den Hintergrund
gerückt, was den Bericht an Detailreiche mangeln lässt. Zudem hat die Pazifikküste
zwar landschaftlich einiges zu überbieten, was aber auch letztlich dazu führt,
dass die Bewohner sehr an Fahrradtouristen gewöhnt sind. So ist man dort oft statt
Exot nur ein weiterer Fahrradfahrer. Das wirkt sich auf den Teil der Reise aus,
der für mich immer der spannendste war: Das Kennenlernen der Einheimischen und
der lokalen Kultur.
Nach wenigen regnerischen Tagen schwenkt das Wetter auch
wieder um und bald ist es eher schon wieder zu warm. Wie die ganze Zeit entlang der Pazifikküste
bleibt mir auch der Wind treu und so komme ich schnell voran. Insbesondere
gegen Nachmittag wird der Wind immer nochmal stärker und bläst mich einige
Meilen weiter nach Süden. So sind alle Tagesetappen über 100km und San
Francisco rückt schnell näher. Der letzte Stop vor San Francisco ist bei Rayne.
Ein Freund von ihr ist auch noch zu Besuch, der uns aus meinen Essensvorräten
ein köstliches Mal kredenzt. Wir drei verstehen uns alle super und der Abend
ist von viel Lachen geprägt. Wir planen auch ein Wiedersehen in San Francisco
was aber letztlich leider nicht hinkommt.
Von dort aus geht es nochmal 80km
durch San Francisco durch bis nach San Mateo, wo ich auf Kai Christoph treffe.
Ein ehemaliger Kommilitone, der mittlerweile in San Francisco wohnt und wo ich
mich dankenswerterweise für ein paar Tage einquartieren kann. Von dort aus
erkunde ich die Stadt und nehme ein paar Wartungsarbeiten an meinem Fahrrad
vor. Die Bremsen haben mir schon lange Sorgen bereitet und die notwendigen
Ersatzteile sind in den USA kaum zu bekommen. Dank der Möglichkeit sie zu Kai
schicken zu lassen, kriege ich sie aber dort auch wieder fit. Neben den Abenden
mit Kai und seiner Freundin Doreen ist ein Highlight ein Treffen mit einigen
Kollegen von Zimory und DBCE. Zufällig zur selben Zeit zu der ich in San
Francisco bin, haben auch sie eine „Reisegruppe“ dorthin entsendet und wir
treffen uns an einem Abend auf Essen und Bier. Da Christof noch das Wochenende
dranhängt, planen wir einen gemeinsamen Trip mit dem Mietwagen nach Big Sur. Im
Cabrio und mit dem Fahrrad auf dem Rücksitz verlassen wir also San Francisco.
Big Sur ist bekannt als eines der Highlights an der pazifischen Küste und
tatsächlich sehen wir nicht nur etliche Seelöwen sondern unternehmen auch noch
einen kleinen Spaziergang in einen Redwoodwald und genießen etwas Zeit am
wunderschönen Strand. Ein gutes Stück südlich von San Francisco trennen sich
unsere Wege dann wieder. Christof macht sich auf den Rückweg, während es für
mich wieder mit dem Fahrrad weiter Richtung Los Angeles geht. Am Abend treffe ich
auf dem Campingplatz eine Gruppe englischer Radreisender. Wir verbringen einen
netten Abend zusammen, sie legen am nächsten Tag allerdings einen Ruhetag ein,
während ich das dringende Ziel vor Augen habe, Los Angeles rechtzeitig für den
bereits gebuchten Flug zu erreichen. Dank anhaltendem Rückenwind rückt L.A.
auch schnell näher. Am nächsten Abend werde ich beim Kochen aufgeschreckt. Von
Julian erfahre ich, dass keinen Kilometer von der Stelle, wo ich mein
Nachtlager und meinen Kocher aufgeschlagen habe es früher am Tag ein großes
Buschfeuer mit Großeinsatz von mehreren Löschflugzeugen und Helikoptern gegeben
hat. Die Leute sind also wohl akut etwas empfindlich mit Feuer und ich solle
das mit dem Kochen doch besser lassen. Da ich aber keine große Lust habe
hungrig ins Bett zu gehen, finden wir letztlich doch einen geeigneten Platz,
der sicher und zudem in alle Richtungen abgeschirmt ist. Auf der vorletzten
Etappe vor L.A. treffe ich noch Lutz, einen deutschen Radreisenden und wir
verbringen einen gemeinsamen Abend auf dem Campingplatz. Danach schließlich die
letzte Etappe bis L.A. Die Hoffnung dort einen Fahrradkarton zu bekommen
schlägt fehl und so gibt es lange Diskussionen beim Check-In, wie das Fahrrad
zu verpacken sei und wie es mit der Haftung aussieht. Letztlich wird es aber
angenommen und der Flug zum nächsten Abschnitt der Reise beginnt.